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Tatsache
Die Palästinenser, die ihre Heimat in den Jahren 1947-48 verließen, taten dies aus den verschiedensten Gründen. Viele Wohlhabende verließen das Land aus Angst vor einem bevorstehenden Krieg, weitere Tausende von Arabern kamen dem Aufruf ihrer Herrscher oder Regierungen nach, den vorrückenden Armeen Platz zu machen, eine Hand voll wurde vertrieben, doch die meisten sind ganz einfach geflohen, um nicht zwischen die Fronten des Krieges zu geraten.
Nach arabischer Lesart wurden in den Jahren von 1947 bis 1949 zwischen 800.000 und einer Million Palästinenser vertrieben. Die letzte Volkszählung führten die Briten im Jahr 1945 durch. Damals lebten in ganz Palästina etwa 1,2 Millionen Araber. Am 30. November 1947, dem Tag, an dem die Vereinten Nationen für die Teilung stimmten, betrug die Gesamtzahl der innerhalb der Grenzen des Staates Israels (wie sie 1949 beim Waffenstillstandsabkommen festgelegt wurden) lebenden Araber 809100. Eine von der israelischen Regierung im Jahr 1949 angeordnete Volkszählung ergab eine Zahl von 160.000 Arabern, die nach dem Krieg noch im Land lebten.1 Das bedeutet, dass nicht mehr als 650.000 palästinensische Araber geflüchtet sein konnten. Ein Bericht des UN-Vermittlers für Palästina geht sogar von einer noch niedrigeren Zahl aus, nämlich von 472.000.
Man hört zwar viel vom Elend der palästinensischen Flüchtlinge, aber kaum etwas über die Juden, die aus arabischen Staaten flohen. Ihre Lage war lange Zeit höchst unsicher. Während der UN-Debatten von 1947 gab es von Seiten der arabischen Länder massive Drohungen gegen sie. So sagte zum Beispiel der ägyptische Delegierte vor der Vollversammlung: "Durch die Teilung würde das Leben einer Million Juden in muslimischen Ländern auf Spiel gesetzt."
Die Zahl der Juden, die in den auf Israels Unabhängigkeitserklärung folgenden Jahren auf der Flucht aus arabischen Ländern nach Israel kamen, deckt sich in etwa mit der Zahl der Araber, die Palästina verließen. Viele Juden durften kaum mehr als die Kleider, die sie am Leib trugen, mitnehmen. Diese Flüchtlinge wollten gar nicht repatriiert werden. Man hörte so wenig über sie, weil sie nicht lange Flüchtlinge blieben. Von den 820.000 jüdischen Flüchtlingen erhielten 586.000 unter hohem Kostenaufwand in Israel eine neue Heimat, und zwar ohne jegliches Entschädigungsangebot von Seiten der arabischen Regierungen, die ihren Besitz beschlagnahmt hatten. Aus diesem Grund hat Israel stets darauf bestanden, dass in einem Abkommen über die Entschädigung der palästinensischen Flüchtlinge auf jeden Fall auch die Entschädigung der jüdischen Flüchtlinge durch die Araber zur Sprache kommen muss. Bis auf den heutigen Tag haben die Araber eine solche Entschädigung für die Hunderttausende von Juden, die gezwungen wurden, ihr Hab und Gut im Stich zu lassen, rigoros abgelehnt.
Der Kontrast zwischen der Aufnahme der jüdischen Flüchtlinge in Israel und der der palästinensischen Flüchtlinge in den arabischen Ländern wird noch deutlicher, wenn man an die ganz unterschiedliche kulturelle und geografische Entwurzelung denkt, die beide Gruppen erlebten. Die meisten jüdischen Flüchtlinge reisten Hunderte - ja Tausende - Kilometer in ein winziges Land, dessen Einwohner eine ihnen fremde Sprache sprachen. Die meisten arabischen Flüchtlinge dagegen verließen Palästina nicht einmal; sie zogen lediglich ein paar Kilometer weiter auf die andere Seite der Waffenstillstandslinie, blieben dabei aber die ganze Zeit eingebettet in das große arabische Volk, dem sie durch sprachliche, kulturelle und ethnische Wurzeln angehörten.
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Tatsache
In zahlreichen Fällen forderte die jüdische Regierung die Araber auf, in Palästina zu bleiben und Bürger des neuen Staates Israel zu werden. Die palästinensischen Juden (Assembly of Palestine Jewry) erließen am 2. Oktober 1947 folgenden Appell: "Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um den Frieden zu wahren und zu einer Zusammenarbeit zu finden, die sich für beide [Juden wie Araber] als gewinnbringend erweist. Hier und jetzt, direkt von Jerusalem aus, ergeht der Ruf an die arabischen Völker, ihre Kräfte mit dem Judentum und dem jüdischen Staat zu vereinigen und mit ihm zusammen Schulter an Schulter für unser gemeinsames Wohl, für den Frieden und Fortschritt souveräner, gleichgestellter Staaten zu arbeiten." Am 30. November, dem Tag nach der Abstimmung der Vereinten Nationen über die Teilung Palästinas, ließ die Jewish Agency verlauten: "Der Haupttenor bei den spontanen Feiern, die wir heute allenthalben beobachten, ist der Wunsch unserer Gemeinschaft nach Frieden und ihre Entschlossenheit, zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit den Arabern zu finden ...". In Israels Unabhängigkeitserklärung vom 14. Mai 1948 wurden die Palästinenser aufgefordert, in ihrer Heimat zu bleiben und gleichgestellte Bürger des neuen Staates zu werden: "Wir appellieren - sogar während der Dauer des blutigen Angriffs, der auf uns seit Monaten unternommen wird - an die Angehörigen des arabischen Volkes, die im Staate Israel leben, den Frieden zu bewahren und sich am Aufbau des Staates auf der Grundlage voller bürgerlicher Gleichheit und entsprechender Vertretung in allen Institutionen des Staates, den provisorischen und den endgültigen, zu beteiligen. Wir strecken allen Nachbarstaaten und ihren Völkern die Hand zum Frieden und auf gute Nachbarschaft entgegen und appellieren an sie, mit dem in seinem Land selbstständig gewordenen jüdischen Volke in gegenseitiger Hilfe zusammenzuarbeiten."
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Tatsache
Hätten die Araber die UN-Teilungsresolution von 1947 angenommen, hätte nicht ein einziger Palästinenser zum Flüchtling werden müssen, sondern es gäbe jetzt einen unabhängigen arabischen Staat neben Israel. Die Verantwortung für das Flüchtlingsproblem liegt also allein bei den Arabern. Der Beginn des arabischen Exodus kann auf die Wochen unmittelbar nach der Ankündigung der UN-Teilungsresolution datiert werden. Die Ersten, die das Land verließen, waren etwa 30000 wohlhabende Araber. Sie erkannten, dass es zum Krieg kommen würde, und flohen in benachbarte arabische Länder, um dort sein Ende abzuwarten. Weniger Wohlhabende aus jüdisch-arabischen Städten in Palästina zogen in rein arabische Städte und kamen dort bei Verwandten oder Freunden unter. Gegen Ende Januar 1948 hatte der Exodus dermaßen alarmierende Ausmaße angenommen, dass das Oberste Arabische Komitee Palästinas die arabischen Nachbarländer bat, den Flüchtlingen keine Visa mehr auszustellen und ihre Grenzen abzuriegeln. Am 30. Januar 1948 war in Ash Sha'ab, einer Zeitung in Jaffa, zu lesen: "Die Vorhut unserer Fünften Kolonne besteht aus all denen, die ihre Häuser und Geschäfte im Stich lassen und an einen anderen Ort ziehen ... Beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten nehmen sie die Beine in die Hand, um nicht in den Kampf verwickelt zu werden." As Sarih, ein anderes in Jaffa erscheinendes Blatt, entrüstete sich am 30. März 1948 über arabische Dorfbewohner in der Nähe von Tel Aviv, weil sie "Schande über uns alle bringen, ›indem sie die Dörfer verlassen‹". Etwa zur gleichen Zeit berichtete Hajj Nimer el-Khatib, einer der führenden Männer des Arabischen Nationalkomitees in Haifa, von Misshandlungen durch arabische Soldaten an Einwohnern in Jaffa. "Sie plünderten Menschen und Häuser aus. Ein Menschenleben galt ihnen nichts, und sie beschmutzten die Ehre der Frauen. Aus diesem Grund haben viele [arabische] Einwohner die Stadt unter dem Schutz britischer Panzer verlassen."
John Bagot Glubb, der Oberbefehlshaber der Arabischen Legion Jordaniens, sagte: "Häufig wurden die Dörfer verlassen, noch bevor ihre Einwohner durch die Ausbreitung des Krieges bedroht waren." Die in der damaligen Tagespresse erscheinenden Artikel über größere Kämpfe, bei denen viele Araber flohen, lassen bezeichnenderweise jegliche Hinweise auf Zwangsvertreibungen durch die jüdischen Streitkräfte vermissen. Von den Arabern heißt es in der Regel, dass sie "fliehen" oder "ihre Häuser räumen". Den Zionisten wird vorgeworfen, die arabischen Einwohner von Städten wie Tiberias und Haifa "vertrieben und enteignet" zu haben, doch die Wahrheit sieht völlig anders aus. Die beiden Städte lagen gemäß der Teilungsresolution innerhalb der Grenzen des jüdischen Staates und wurden von Juden und Arabern gleichermaßen heftig umkämpft. Die jüdischen Streitkräfte eroberten Tiberias am 19. April 1948; danach wurde die gesamte arabische Bevölkerung von insgesamt 6000 Personen unter der Aufsicht des britischen Militärs evakuiert. Im Anschluss daran gab der jüdische Stadtrat folgende Erklärung ab: "Wir haben sie nicht enteignet; die Entscheidung zu gehen, lag allein bei ihnen ... ihr Eigentum darf nicht angetastet werden." Anfang April verließen etwa 25000 Araber das Gebiet von Haifa. Anlass dafür waren eine Offensive irregulärer Truppen unter der Führung von Fawzi al-Qawukji sowie Gerüchte, dass die arabische Luftwaffe in Kürze die jüdischen Gebiete um den Berg Karmel bombardieren würde. Am 23. April eroberte die Haganah Haifa. In einem britischen Polizeibericht vom 26. April aus Haifa hieß es, dass "die Juden alles daransetzen, die arabische Bevölkerung zum Bleiben zu bewegen, ihr normales Leben wieder aufzunehmen und ihre Läden und Geschäfte wieder zu öffnen. Es wird ihnen zugesichert, dass ihr Leben und ihre Interessen nicht angetastet werden." David Ben-Gurion hatte Golda Meir eigens nach Haifa entsandt, um die Araber zum Bleiben zu überreden. Sie hatte jedoch keinen Erfolg mit ihrer Mission, weil diese zu große Angst hatten, als Verräter an der arabischen Sache gebrandmarkt zu werden. Als der Kampf vorüber war, hatten über 50000 Palästinenser Haifa verlassen. "Zehntausende von Arabern, Frauen und Kinder flohen in Richtung der östlichen Ausläufer der Stadt mit Autos, Lastwagen und zu Fuß in dem verzweifelten Versuch, arabisches Territorium zu erreichen, ehe die Juden die Rushmiya-Brücke nach Samarien und Nordpalästina einnahmen und sie abgeschnitten waren. Tausende erstürmten jedes verfügbare am Ufer liegende Schiff - sogar Ruderboote -, um übers Meer nach Akko zu fliehen." (New York Times, 23. April 1948) In Tiberias und Haifa ordnete die Haganah an, dass arabisches Eigentum nicht angerührt werden durfte, und drohte bei jedem Verstoß gegen diese Anordnung schwere Strafen an. Trotz dieser Maßnahmen verließen die Araber bis auf einen Rest von 5000 oder 6000 Haifa - viele mit britischen Militärtransporten.
Der UN-Delegierte von Syrien, Faris el-Khouri, unterbrach eigens die UN-Debatte über Palästina. Er bezeichnete die Eroberung Haifas als "Massaker" und wertete sie als "einen weiteren Beleg dafür, dass das ›zionistische Programm‹ das Ziel verfolgt, die Araber im jüdischen Staat auszulöschen - falls die Teilung tatsächlich durchgesetzt wird". Am folgenden Tag unterrichtete Sir Alexander Cadogan, der britische UN-Delegierte, die Delegierten jedoch davon, dass die Kämpfe in Haifa durch die fortgesetzten Angriffe von Arabern auf Juden provoziert worden seien und dass Schreckensmeldungen über Massaker und Deportationen nicht der Wahrheit entsprachen. Am gleichen Tag (dem 23. April 1948) erklärte Jamal Husseini, der Vorsitzende des Obersten Palästinensischen Komitees, vor dem Sicherheitsrat, dass die Araber das Waffenstillstandsangebot der Haganah abgelehnt hätten und es "vorzogen, ihre Häuser und all ihr Hab und Gut aufzugeben und die Stadt zu verlassen". Der amerikanische Generalkonsul in Haifa, Aubrey Lippincott, schrieb am 22. April 1948, dass dem Mufti hörige arabische Führer die arabische Bevölkerung aufforderten, die Stadt zu verlassen, und dass ein Großteil der Menschen dieser Aufforderung Folge leistete.
Ein Heeresbefehl vom 6. Juli 1948 enthielt die klare Anweisung, dass arabische Städte und Dörfer nicht zu zerstören oder niederzubrennen und die arabischen Einwohner nicht aus ihren Häusern zu vertreiben seien. Zutreffend ist allerdings, dass die Haganah Mittel psychologischer Kriegsführung einsetzte, um die Araber zum Verlassen einiger Dörfer zu bewegen. Yigal Allon, der Kommandeur der Palmach (die "Stoßtruppen" der Haganah), sagte, er habe Juden mit den Arabern in den Nachbardörfern sprechen und ihnen erzählen lassen, eine große jüdische Streitmacht hielte sich in Galiläa auf, mit der Absicht, alle arabischen Dörfer im Gebiet des Hule-Sees niederzubrennen. Den Arabern wurde geraten, ihre Dörfer lieber zu verlassen, so lange noch Zeit dazu war, und laut Allon reagierten sich erwartungsgemäß. Im allerdramatischsten Fall, der sich im Gebiet von Ramleh-Lod ereignete, zwangen israelische Truppen in dem Versuch, ihre Flanken zu schützen und den Druck auf das belagerte Jerusalem zu mildern, einen Teil der arabischen Bevölkerung, sich in ein einige Kilometer entferntes Gebiet zurückzuziehen, das von der Arabischen Legion besetzt war. "Die beiden Städte hatten als Stützpunkte für irreguläre arabische Einheiten gedient, die immer wieder jüdische Konvois und nahe gelegene Siedlungen angriffen und denen es gelungen war, die wichtigste Straße nach Jerusalem für den jüdischen Nachschub zu sperren." Aus den Berichten über die Geschehnisse in den Städten mit den größten arabischen Bevölkerungsanteilen ging klar hervor, dass dieser Fall die Ausnahme und nur ein Bruchteil der palästinensischen Flüchtlinge davon betroffen war.
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Tatsache
Als im Mai 1948 die Invasion begann, flohen die meisten der Araber, die zunächst noch in Palästina ausgeharrt hatten, in die arabischen Nachbarländer. Überraschenderweise entschlossen sich die Palästinenser nicht etwa, als strategisch wertvolle "Fünfte Kolonne" die Juden in ihrem eigenen Land zu bekämpfen, sondern begaben sich lieber in die Sicherheit anderer arabischer Staaten - im Vertrauen darauf, dass sie später wieder zurückkehren würden. Musa Alami, ein führender palästinensischer Nationalist jener Zeit, schilderte die Empfindungen der Flüchtenden: "Die arabischen Einwohner Palästinas verließen ihre Heimstätten, verloren alles und wurden über ganz Arabien verstreut. Doch ihnen blieb eine feste Hoffnung: Die arabischen Armeen waren im Begriff, in Palästina einzumarschieren, um das Land zu retten und die Dinge wieder ins normale Fahrwasser zu bringen, die Angreifer zu bestrafen und den tyrannischen Zionismus mit seinen Machtträumen und seiner Bedrohung für die arabische Welt ins Meer zu werfen. Am 14. Mai 1948 säumten arabische Menschenmassen die Straßen zu den Grenzen Palästinas und jubelten den vorrückenden Soldaten zu. Dann verstrichen Tage und Wochen - genügend Zeit, um ihre heilige Mission zu erfüllen -, doch die arabischen Streitkräfte retteten das Land nicht. Sie taten nichts, als sich Akko, Sarafand, Lydda, Ramleh, Nazareth, den größten Teil des Südens und den Rest des Nordens fortnehmen zu lassen. Da erstarb die Hoffnung." (Middle East Journal, Oktober 1949).
Als die Kämpfe sich ausweiteten und Gebiete erreichten, in denen bis dahin noch Ruhe geherrscht hatte, mussten die Araber der Möglichkeit einer Niederlage ins Auge sehen. Und als diese Möglichkeit dann Wirklichkeit wurde, nahm die Zahl der Flüchtenden zu - nach dem 15. Mai verließen über 300000 Menschen das Land. Im Staat Israel verblieben noch etwa 160000 Araber. Obwohl bis November 1948 bereits die meisten Araber das Land verlassen hatten, gab es doch noch immer welche, die sich sogar nach der Einstellung der Kampfhandlungen noch zum Gehen entschlossen. Ein Beispiel dafür war der Abzug von 3000 Arabern aus Faluja, einem Dorf zwischen Tel Aviv und Beersheba: "Beobachter sind der Ansicht, dass es für die arabische Bevölkerung besser gewesen wäre zu bleiben, wenn sie nach dem israelisch-ägyptischen Waffenstillstand richtig beraten worden wäre. Sie führen ins Feld, dass die israelische Regierung ihnen immerhin die Sicherheit von Leib und Leben und ihres persönlichen Besitzes garantiert hatte. Doch Ägypten, Transjordanien und auch die von den Vereinten Nationen eingesetzte Schlichtungskommission für Palästina ließen keinerlei Ansätze erkennen, die Araber in Faluja überhaupt in irgendeiner Form zu beraten." (New York Times, 4. März 1949)
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Tatsache
Es gibt eine Fülle von Belegen dafür, dass die Araber die Palästinenser sehr wohl aufforderten, ihre Häuser zu verlassen und den ins Land vorstoßenden arabischen Armeen Platz zu machen. Der Economist, der eine äußerst kritische Haltung gegenüber dem Zionismus einnahm, berichtete am 2. Oktober 1948: "Von den 62000 Arabern, die ehemals in Haifa lebten, sind höchstens 5000 oder 6000 geblieben. Der Entschluss der übrigen, sich durch Flucht in Sicherheit zu bringen, hat mehrere Gründe. Der Hauptgrund waren zweifellos die Rundfunk-Aufrufe der Obersten Arabischen Exekutive, in denen die Araber zur Flucht aufgefordert wurden ... Dabei war allen klar, dass diejenigen Araber, die in Haifa blieben und sich damit unter jüdischen Schutz stellten, als Verräter gelten würden." Der Artikel der Times über die Schlacht um Haifa (3. Mai 1948) klingt ganz ähnlich: "Die Massenflucht, größtenteils ausgelöst durch Angst, teilweise aber auch initiiert durch die Anordnungen der arabischen Kommandierenden, verwandelte das arabische Viertel von Haifa in eine Geisterstadt ... durch den Abzug der arabischen Arbeiter hoffte man, Haifa zu lähmen."
Benny Morris, ein Historiker, der Fälle über Vertreibungen von Palästinensern dokumentierte, konstatierte ebenfalls, dass die arabischen Führer ihre Brüder zur Flucht aufforderten. Das Arabische Nationalkomitee in Jerusalem zum Beispiel folgte den Anweisungen des Obersten Arabischen Komitees vom 8. März 1948 und forderte die Frauen, Kinder und alten Menschen in den verschiedenen Stadtteilen Jerusalems auf, ihre Häuser zu verlassen: "Jede Zuwiderhandlung gegen diesen Befehl ... ist ein Hindernis für den heiligen Krieg ... und wird die Operationen der Kämpfenden in dem betreffenden Gebiet behindern." (Middle Eastern Studies, Januar 1986) Morris schrieb auch, dass Berichten zufolge Einheiten der Arabischen Legion Anfang Mai die Evakuierung aller Frauen und Kinder aus der Stadt Beisan anordneten. Die Arabische Befreiungsarmee soll auch die Evakuierung eines Dorfes südlich von Haifa befohlen haben. Der Weggang der Frauen und Kinder, so Morris, "untergrub die Moral der Männer, die zurückblieben, um die Häuser und Felder zu schützen, und war schließlich mitverantwortlich für die endgültige Räumung der Dörfer. Diese in zwei Schritten erfolgenden Räumungen - Frauen und Kinder zuerst, dann einige Wochen später die Männer - waren in Qumiya im Jesreel Tal, bei den Awarna-Beduinen in der Bucht von Haifa und an mehreren anderen Orten zu beobachten."
Wer gab diese Anordnungen? Politiker wie der irakische Premierminister Nuri Said, der vollmundig erklärte: "Wir werden das Land dem Erdboden gleich machen und jeden einzelnen Ort, an dem Juden Schutz suchen, von der Landkarte ausradieren. Die Araber sollten ihre Frauen und Kinder an sichere Orte bringen, bis die Kämpfe vorüber sind."
Der Sekretär der Arabischen Liga in London, Edward Atiyah, schrieb in seinem Buch Die Araber: Dieser umfassende Exodus war zum Teil auf die Überzeugung der Araber zurückzuführen, dass es nur eine Sache von Wochen sein würde, bis die vereinigten Armeen der arabischen Staaten die Juden besiegt hatten und die palästinensischen Araber zurückkehren und ihr Land wieder in Besitz nehmen konnten - eine Überzeugung, die von den Prahlereien einer weltfremden arabischen Presse und den unverantwortlichen Äußerungen bestimmter arabischer Führer genährt wurde."
Haled al Azm, der syrische Ministerpräsident von 1948-1949, bestätigte in seinen Memoiren, dass die Araber die Flüchtlinge zum Verlassen des Landes gedrängt hatten: "Seit 1948 haben wir die Rückkehr der Flüchtlinge gefordert, dabei hatten wir sie selbst zur Flucht veranlasst. Zwischen unserem Aufruf an die Palästinenser, das Land zu verlassen, und unserem Appell an die Vereinten Nationen, eine Resolution über ihre Rückkehr zu verabschieden, lagen nur wenige Monate."
"Die Flüchtlinge vertrauten darauf, dass ihre Abwesenheit nicht von langer Dauer sein würde, sondern dass sie schon in ein oder zwei Wochen wieder zurückkehren könnten", äußerte Monsignore George Hakim, ein griechisch-orthodoxer Bischof von Galiläa, am 16. August 1948 gegenüber der Beiruter Zeitung Sada al-Janub. "Ihre Anführer hatten ihnen versichert, dass die arabischen Armeen die ›Zionistenbande‹ zerschmettern würden und dass weder Grund zur Panik bestand noch ein langes Exil zu befürchten sei."
Am 3. April 1949 hieß es im Nahost Radiosender (Zypern): "Man darf nicht vergessen, dass das Oberste Arabische Komitee die Flüchtlinge von Jaffa, Haifa und Jerusalem selbst dazu drängte, ihre Häuser zu verlassen." "Die arabischen Staaten forderten die palästinensischen Araber auf, ihre Häuser vorübergehend zu verlassen, um den arabischen Invasionsarmeen Platz zu machen", war am 19. Februar 1949 in der jordanischen Zeitschrift Filastin zu lesen.
In einer anderen jordanischen Zeitung, Ad Difaa, wurde am 6. September 1954 ein palästinensischer Flüchtling zitiert: "Die arabische Regierung sagte zu uns: ›Geht raus, damit wir hereinkommen können.‹ Also gingen wir raus, aber sie kamen nicht herein."
"Azzam Pascha, der Generalsekretär der Arabischen Liga, versicherte den arabischen Völkern, dass die Besetzung Palästinas und Tel Avivs ein Spaziergang sei", sagte Habib Issa am 8. Juni 1951 in der in New York erscheinenden libanesischen Zeitung Al Hoda. "Er erklärte, dass die arabischen Armeen bereits an den Grenzen stünden und dass die vielen Millionen, die die Juden für das Land und seine wirtschaftliche Entwicklung ausgegeben hatten, eine leichte Beute sein würden, denn es würde ganz einfach sein, die Juden ins Mittelmeer zu werfen ... Die arabischen Einwohner Palästinas erhielten den brüderlichen Rat, ihr Land und ihre Häuser zu verlassen und sich vorübergehend in benachbarte Bruderstaaten zu begeben, damit sie nicht von den Gewehren der einmarschierenden arabischen Armeen niedergemäht würden."
Die Angst der Araber wurde noch geschürt von erfundenen Geschichten über jüdische Grausamkeiten während des Angriffs auf Deir Yassin. Die einheimische Bevölkerung besaß keine Führer, die sie beruhigt hätten; ihre Wortführer, wie zum Beispiel das Oberste Arabische Komitee, operierten von der Sicherheit der Nachbarstaaten aus und verstärkten ihre Befürchtungen eher noch. Auch die Kommandanten vor Ort waren ihnen keine Hilfe. So begab sich der Befehlshaber der arabischen Truppen in Safed zum Beispiel einfach nach Damaskus. Am folgenden Tag zogen seine Truppen sich aus der Stadt zurück. Als die Einwohner merkten, dass sie schutzlos zurückgelassen worden waren, flohen sie in Panik.
Nach den Worten von Dr. Walid al-Qamhawi, einem ehemaligen Mitglied des Exekutivkomitees der PLO, "waren es kollektive Angst, schwindender Kampfgeist und allgemeines Chaos, die die Araber aus Tiberias, Haifa und Dutzenden anderer Städte und Dörfer zur Flucht bewogen." Als sich Panik in Palästina ausbreitete, wurde der anfangs noch spärlich fließende Flüchtlingsstrom zur Flut; und als die provisorische jüdische Regierung die Unabhängigkeit des Staates Israel verkündete, war die Zahl der Flüchtlinge bereits auf über 200000 gestiegen.
Sogar Jordaniens König Abdullah gab in seinen Memoiren den Anführern der Palästinenser die Schuld am Flüchtlingsproblem: "Die Tragödie der Palästinenser war, dass die meisten ihrer Anführer sie mit falschen, haltlosen Versprechungen, ihnen zu Hilfe zu kommen, lähmten; dass 80 Millionen Araber und 400 Millionen Muslims augenblicklich und wunderbarerweise zu ihrer Rettung herbeieilen würden." "Die arabischen Armeen marschierten in Palästina ein, um die Palästinenser vor der Tyrannei der Zionisten zu beschützen, doch dann ließen sie sie im Stich, zwangen sie, ihre Heimat zu verlassen, und steckten sie in Gefangenenlager, die den Gettos glichen, in denen einst die Juden lebten." PLO-Sprecher Mahmud Abbas ("Abu Mazen")
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Tatsache
Israel konnte ganz einfach nicht alle Palästinenser zurückkehren lassen, doch es hat sich unablässig um eine Lösung des Flüchtlingsproblems bemüht. David Ben-Gurion formulierte am 1. August 1948 die israelische Position: "Wenn die arabischen Staaten bereit sind, einen Friedensvertrag mit Israel zu schließen, wird im Rahmen der allgemeinen Regelung auch für diese Frage eine konstruktive Lösung gefunden werden müssen. Dabei werden unsere Gegenansprüche im Hinblick auf die Vernichtung jüdischen Lebens und Eigentums, die langfristigen Interessen der jüdischen und der arabischen Bevölkerung, die Stabilität des Staates Israel und die Dauerhaftigkeit der Grundlage des Friedens zwischen ihm und seinen Nachbarn, aber auch die Lage und das Schicksal der jüdischen Gemeinschaften in den arabischen Ländern, die Verantwortung der arabischen Regierungen für den Angriffskrieg und ihre Bereitschaft zur Wiedergutmachung zutiefst relevant für die Frage sein, ob, in welchem Umfang und unter welchen Bedingungen den ehemaligen arabischen Einwohnern des israelischen Staatsgebietes die Rückkehr gestattet wird."
Die israelische Regierung stand der Not der Flüchtlinge nicht gleichgültig gegenüber; sie schuf im Gegenteil eine eigene Institution, die als Wächter für das verlassene Eigentum fungieren, "die gesetzeswidrige Besetzung leerer Häuser, Büros und Läden verhindern, herrenloses Eigentum verwalten, die Bestellung verlassener Felder übernehmen und die Ernte retten" sollte.
Die mit einer Repatriierung der Flüchtlinge zusammenhängenden Risiken hielten Israel nicht davon ab, einer bestimmten Anzahl von Flüchtlingen die Rückkehr zu erlauben und sich in Erfüllung der Vorbedingung für einen Friedensvertrag darüber hinaus bereit zu erklären, eine beträchtliche Zahl von ihnen wieder aufzunehmen. 1949 bot Israel die Zusammenführung von Familien, die im Krieg getrennt worden waren, und die Freigabe der Konten der Flüchtlinge bei israelischen Banken, die während des Krieges eingefroren worden waren, an (die 1953 auch erfolgte). Es sollten Ausgleichszahlungen für verlassenes Land geleistet und 100000 Flüchtlinge repatriiert werden.
Doch die Araber lehnten alle israelischen Kompromissvorschläge ab. Sie waren zu keinem Schritt bereit, der in irgendeiner Form als Anerkennung des Staates Israel gewertet werden konnte. Sie machten die Repatriierung zur Vorbedingung für Verhandlungen, das aber lehnte wiederum Israel ab. Das Ergebnis war die Internierung der Flüchtlinge in Lagern.
Trotz der Haltung der arabischen Staaten gab Israel die eingefrorenen Konten der arabischen Flüchtlinge frei; die ausgezahlte Summe belief sich auf über zehn Millionen Dollar. Bis 1975 zahlte die israelische Regierung zudem etwa 11000 Antragstellern über 23 Millionen israelische Pfund aus und wies ihnen über 20000 Acres Land als Ersatz für verlorenen Grundbesitz zu. Die Zahlungen orientierten sich am Bodenpreis der Jahre 1948 bis 1953, plus sechs Prozent pro Jahr nach Antragstellung.
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Tatsache
Als sich die Vereinten Nationen des Flüchtlingsproblems annahmen, verabschiedeten sie am 11. Dezember 1948 die Resolution 194. Sie rief die arabischen Staaten und Israel auf, die noch ausstehenden Streitpunkte entweder im Rahmen direkter Verhandlungen oder durch Vermittlung der Schlichtungskommission für Palästina, die zeitgleich mit dieser Resolution eingesetzt wurde, beizulegen. Darüber hinaus hieß es in Punkt 11:
"Der Wunsch der Flüchtlinge, in ihre Heimstätten zurückzukehren und in Frieden mit ihren Nachbarn zu leben, soll zum frühest möglichen Zeitpunkt erfüllt werden. Darüber hinaus sollen all diejenigen, die nicht zurückkehren wollen, sowie diejenigen, die ihren Besitz verloren haben bzw. deren Besitz beschädigt wurde, Ausgleichszahlungen erhalten; dies soll nach internationalem Recht oder nach Billigkeitserwägungen geschehen; zuständig dafür sind die verantwortlichen Regierungen oder Behörden. Die Schlichtungskommission wird angewiesen, die Repatriierung, Wiederansiedelung und wirtschaftliche und soziale Rehabilitation der Flüchtlinge und die Ausgleichzahlungen voranzutreiben ...". (Die Hervorhebungen stammten vom Autor)
Die hervorgehobenen Formulierungen belegen, dass den Vereinten Nationen sehr wohl bewusst war, dass man von Israel nicht verlangen konnte, eine dem Staat feindlich gegenüberstehende Bevölkerungsgruppe ohne Einschränkungen zu repatriieren, weil dies die Sicherheit des ganzen Staates gefährdet hätte. Die Lösung des Problems machte deshalb, wie die Lösung aller früheren Flüchtlingsprobleme, zumindest eine teilweise Umsiedlung der Palästinenser in arabische Länder notwendig.
Die Resolution nahm auf die israelischen Bedenken Rücksicht, weil die Flüchtlinge im Fall einer bedingungslos gestatteten Rückkehr in der Tat als mögliche Fünfte Kolonne betrachtet werden mussten. Für die Israelis war das Flüchtlingsproblem ein Verhandlungspunkt in einer viele Punkte umfassenden friedlichen Lösung des Nahostkonflikts. Präsident Chaim Weizmann erklärte: "Wir sind bemüht, die Wiedereingliederung zu unterstützen, vorausgesetzt, dass ein wirklicher Friede ausgehandelt wird und die arabischen Staaten ihren Beitrag dazu leisten. Die Lösung des arabischen Problems kann nur durch einen umfassenden Entwicklungsplan des Nahen Osten gelöst werden, zu dem die Vereinten Nationen, die arabischen Staaten und Israel ihren Beitrag leisten werden."
Zu diesem Zeitpunkt rechnete Israel nicht damit, dass die Flüchtlingsfrage sich zu einem größeren Problem auswachsen würde, sondern ging davon aus, dass die arabischen Staaten die Mehrheit der Flüchtlinge aufnehmen würden und für den Rest im Zusammenhang eines Gesamtfriedensplans ein Kompromiss ausgehandelt werden konnte. Die Araber aber waren 1949 ebenso wenig kompromissbereit wie 1947: Sie lehnten die UN-Resolution einstimmig ab.
Bei den Vereinten Nationen hatten die Diskussionen über die palästinensischen Flüchtlinge bereits im Sommer 1948, noch vor dem militärischen Sieg Israels, begonnen. Zu diesem Zeitpunkt rechneten die Araber sogar noch damit, dass sie den Krieg gewinnen und die Flüchtlinge im Triumphzug heim geleiten würden - vor diesem Hintergrund ist die Aussage von Emile Ghoury, dem Sekretär des Obersten Arabischen Komitees, zu verstehen: "Es ist undenkbar, die Flüchtlinge in ihre Häuser zurückzuschicken, solange diese noch von den Juden besetzt sind, denn dann würden sie als Geiseln genommen und misshandelt werden. Wer so etwas auf arabischer Seite vorschlägt, entzieht sich seiner eigentlichen Verantwortung. Zudem wäre die Befolgung dieses Vorschlags ein erster Schritt hin zur Anerkennung des Staates Israel und zur Annahme der Teilungsresolution."
Die Araber verlangten von den Vereinten Nationen, das "Recht" der Palästinenser auf eine Rückkehr in ihre Heimat anzuerkennen und waren erst gesprächsbereit, als ihre Niederlage eine unabwendbare Tatsache war. Nun deuteten sie Resolution 194 jedoch dahingehend, dass den Flüchtlingen darin ohne Einschränkung das Recht auf Repatriierung zugesprochen wurde und verlangten seither immer wieder, dass Israel diese Lesart übernahm. "Die palästinensische Forderung des ›Rechts auf Rückkehr‹ ist in höchstem Maße unrealistisch. Das Flüchtlingsproblem hätte mittels finanziellen Ausgleichs und der Umsiedelung der Flüchtlinge in arabische Länder gelöst werden müssen." (Der ägyptische Präsident Hosni Mubarak)
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Tatsache
Das einzige arabische Land, das die Palästinenser aufnahm und ihnen die Staatsbürgerschaft verlieh, war Jordanien (und Jordanien ist auch bis heute das einzige arabische Land, das den Palästinensern als Volksgruppe die Staatsbürgerschaft verleiht). König Abdullah betrachtete die palästinensischen Araber und die Jordanier von jeher als ein Volk. 1950 annektierte er die Westbank und untersagte die Verwendung der Bezeichnung Palästina in offiziellen Dokumenten.
Obwohl die demografischen Zahlen über Syrien genügend Spielraum für die Aufnahme von Zuwanderern ließen, wies Damaskus es entschieden von sich, die Ansiedlung von Palästinensern im eigenen Land auch nur in Betracht zu ziehen, es sei denn für diejenigen Flüchtlinge, die eine Repatriierung ausdrücklich ablehnten. Die Syrer weigerten sich denn auch, 85000 Flüchtlingen in den Jahren 1952 bis 1954 eine neue Heimat zu geben, obwohl internationale Fonds die Kosten für das Projekt tragen sollten. Auch der Irak, der ursprünglich eine größere Zahl Flüchtlinge aufnehmen sollte, lehnte ab. Der Libanon hatte nach eigenen Angaben keinen Platz für die Palästinenser. 1950 versuchten die Vereinten Nationen, 150000 Flüchtlinge aus Gaza im Libanon anzusiedeln, was jedoch wiederum von Ägypten vereitelt wurde.
Nach dem Krieg von 1948 kontrollierte Ägypten den Gazastreifen und bestimmte über seine über 200000 Einwohner. Es verwehrte jedoch Palästinensern die Einreise nach Ägypten oder in ein anderes Land. Außerdem wurden die Palästinenser in Gaza von der ägyptischen Besatzungsarmee so schlecht behandelt, dass der saudi-arabische Rundfunk Nassers Schreckensherrschaft in Gaza mit dem Hitlerregime in den besetzten Gebieten Europas im Zweiten Weltkrieg verglich.
1952 stellte die UNRWA einen Fonds in Höhe von 200 Millionen zur Verfügung, mit dem Wohnungen und Arbeitsplätze für Palästinenser geschaffen werden sollten, doch die Gelder wurden nicht in Anspruch genommen.
Die Behandlung der Flüchtlinge in den zehn Jahren nach ihrer Flucht wurde von Ralph Garroway, dem ehemaligen Direktor der UNRWA, im August 1958 mit folgenden Worten zusammengefasst: "Die arabischen Staaten wollen das Flüchtlingsproblem nicht lösen. Sie wollen die Wunde offen halten, als Affront für die Vereinten Nationen und als Waffe gegen Israel. Den arabischen Führern ist es dabei völlig egal, ob die Flüchtlinge leben oder sterben."
Daran hat sich auch in den folgenden Jahren nicht viel geändert. Die arabischen Staaten haben immer wieder Jobs, Wohnungen, Land und andere Vergünstigungen für Araber und Nicht-Araber angeboten - jedoch unter ausdrücklichem Ausschluss der Palästinenser. Saudi-Arabien zum Beispiel stellte keine arbeitslosen palästinensischen Flüchtlinge ein, um der Knappheit an Arbeitskräfte Ende der Siebziger- und Anfang der Achtzigerjahre abzuhelfen. Stattdessen wurden mehrere Tausend Südkoreaner und andere Asiaten ins Land geholt. Nach dem Golfkrieg wurde die Lage noch schlimmer. Kuwait, das zwar viele Palästinenser beschäftigte, ihnen aber die Staatsbürgerschaft verweigerte, hat seither über 300000 von ihnen ausgewiesen. "Wenn jemand ein Sicherheitsrisiko darstellt, haben wir als souveräner Staat das Recht, ihn auszuweisen", sagte Saud Nasir Al-Sabah, der kuwaitische Botschafter bei den Vereinten Nationen (Jerusalem Report, 27. Juni 1991).
Bis heute haben die palästinensischen Flüchtlinge im Libanon keinerlei Rechte, nur sehr begrenzt Zugang zum öffentlichen Gesundheitsdienst und kaum Ausbildungschancen. Die Mehrheit ist völlig von der UNRWA als einzigem Anbieter von sozialen Diensten und Ausbildungsmöglichkeiten abhängig. Da die Palästinenser als Ausländer gelten, ist ihnen die Ausübung von über 70 Berufen gesetzlich verboten.
Viele Palästinenser führten die Verbesserung ihrer Situation auf die Initiative der Vereinten Nationen zurück, doch über die Behandlung durch ihre arabischen Brüder waren die meisten tief gekränkt. Manche, wie zum Beispiel der Palästinenserführer Musa Alami, konnten es nicht fassen: "Es ist eine Schande, dass arabische Regierungen es arabischen Flüchtlingen verbieten, in ihren Ländern zu arbeiten, dass sie ihnen die Tür vor der Nase zuschlagen und sie auch noch in Lagern internieren." Dennoch richtet sich der Hass der meisten Flüchtlinge nach wie vor gegen "die Zionisten", weil sie lieber ihnen die Schuld an ihrer Misere geben als den besiegten arabischen Armeen.
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Tatsache
Mitte des Jahres 2000 war die Zahl der palästinensischen Flüchtlinge in den UNRWA-Listen auf 3,7 Millionen angestiegen; das sind fünf bis sechs Mal so viel wie Palästina 1948 verließen. Ein Drittel der registrierten palästinensischen Flüchtlinge, etwa 1,1 Millionen, lebt in den 59 Flüchtlingslagern in Jordanien, dem Libanon, Syrien, der Westbank und im Gazastreifen. Die anderen zwei Drittel der registrierten Flüchtlinge leben in städtischen Ballungsgebieten der Gastländer, in der Westbank und im Gazastreifen, häufig im Umkreis der offiziellen Lager.
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Tatsache
Während der Zeit, in der Israel den Gazastreifen kontrollierte, wurde immer wieder der Versuch unternommen, palästinensische Flüchtlinge aus den Lagern zu holen und ihnen einen neuen, festen Wohnsitz zu geben - ein Vorhaben, dem sich jedoch die Palästinenser selbst widersetzten, weil die enttäuschten und verbitterten Lagerbewohner das ideale Rekrutierungsfeld für die verschiedenen terroristischen Splittergruppen boten. Die arabischen Staaten forderten außerdem regelmäßig die Verabschiedung von UN-Resolutionen, die es Israel untersagten, weitere palästinensische Flüchtlinge aus den Lagern im Gazastreifen und in der Westbank umzusiedeln. Sie wollten diese Lager als Symbole der israelischen "Unterdrückung" weiter bestehen lassen. Inzwischen unterstehen die Lager palästinensischer Selbstverwaltung, doch es geschieht immer noch wenig, um das Schicksal der internierten Palästinenser zu verbessern. Bei einem Besuch der Lager im Gazastreifen fragte die Journalistin Netty Gross einen Beamten, warum die Lager dort nicht aufgelöst worden seien. Sie erfuhr, dass die palästinensische Verwaltung die "politische Entscheidung" getroffen habe, nichts für die über 400000 in den Lagern lebenden Palästinenser zu tun, ehe nicht Verhandlungen über den endgültigen Status quo mit Israel stattgefunden hatten. (Jerusalem Report, 6. Juli 1998)
Quelle: Behauptungen und Tatsachen. Der arabisch-israelische Konflikt im Überblick, Mitchell G. Bard, Holzgerlingen 2002;