Behauptungen und Tatsachen: Israels Wurzeln

  1. Die Juden haben kein Anrecht auf das Land, das sie Israel nennen.
  2. Palästina war schon immer ein arabisches Land.
  3. Die Balfour-Erklärung gab den Juden nicht das Recht auf eine jüdische Heimstätte in Palästina.
  4. Zionismus ist Rassismus.
  5. Die Zionisten hätten sich auch ein anderes Land als Palästina aussuchen können.
  6. Herzl selbst schlug als Alternative für Palästina die Gründung eines Jüdischen Staates in Uganda vor.
  7. Die Araber lehnten die Balfour-Erklärung geschlossen ab. Sie sahen in ihr einen Verrat an ihren angestammten Rechten.
  8. Die Zionisten bemühten sich nicht im Geringsten um einen Kompromiss mit den Arabern.
  9. Die Zionisten waren das kolonialistische Werkzeug des westlichen Imperialismus.
  10. Die Briten versprachen den Arabern im Hussein-MacMahon-Briefwechsel Unabhängigkeit in Palästina.

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Behauptung 1:
"Die Juden haben kein Anrecht auf das Land, das sie Israel nennen."

Tatsache

Ein allgemeines Missverständnis lautet, dass die Juden, die nach der Zerstörung des Zweiten Tempels in Jerusalem im Jahr 70 n. Chr. von den Römern vertrieben und in die Diaspora gedrängt worden waren, nach 1800 Jahren plötzlich wieder nach Palästina zurückkehrten und Anspruch auf ihr Land erhoben. In Wahrheit hat das jüdische Volk die Bindung an seine historische Heimat über 3700 Jahre hinweg bewahrt. Zu dieser Bindung gehört die Nationalsprache und eine eigenständige Kultur. Das jüdische Volk gründet seinen Anspruch auf das Land Israel auf mindestens vier Voraussetzungen:

Auch nach der Zerstörung des Zweiten Tempels in Jerusalem und dem Beginn des Exils gab es ein – häufig sogar blühendes – jüdisches Leben in Palästina. In Jerusalem und Tiberias wurden im neunten Jahrhundert große jüdische Gemeinden gegründet. Im elften Jahrhundert kam es zur Bildung jüdischer Gemeinden in den Städten Rafah, Gaza, Aschkelon, Jaffa und Caesarea. Im zwölften Jahrhundert fielen viele Juden den Kreuzfahrern zum Opfer, doch schon in den beiden folgenden Jahrhunderten wanderten Rabbis und jüdische Pilger ein, und die Zahl der Juden nahm wieder zu. Berühmte Rabbis gründeten in den folgenden dreihundert Jahren in Safed, Jerusalem und an anderen Orten jüdische Gemeinden. Anfang des 19. Jahrhunderts, noch bevor die moderne zionistische Bewegung ins Leben gerufen wurde, lebten über 10.000 Juden im heutigen Israel. Die 78 Jahre währende Geburt der Bildung einer Nation, gerechnet von 1870 an, gipfelte schließlich in der Neugründung des jüdischen Staates.

Israels internationale ›Geburtsurkunde‹ wurde besiegelt durch die Verheißung der Bibel; durch die ununterbrochene Besiedelung des Landes durch Juden seit der Zeit Josuas; durch die Balfour-Erklärung von 1917; durch das Völkerbundmandat, in dessen Präambel die Balfour-Erklärung aufgenommen wurde; durch die Teilung Palästinas durch die UNO im Jahr 1947; durch die Aufnahme Israels in die Vereinten Nationen im Jahr 1949; durch die Anerkennung Israels durch die meisten anderen Staaten; und vor allem durch das funktionierende Gemeinwesen, das die Bevölkerung Israels in Jahrzehnten eines blühenden, dynamischen nationalen Lebens schuf. "Man erweist Israel keinen Dienst, wenn man ihm ein ›Existenzrecht‹ zugesteht." "Israels Existenzrecht ist wie das Existenzrecht der Vereinigten Staaten, Saudi-Arabiens und 152 anderer Staaten ein Axiom und unantastbar. Die Legitimität Israels ist nicht aufgehoben, solange ihre Anerkennung noch aussteht." "Es gibt keinen anderen Staat, er sei groß oder klein, jung oder alt, der die Anerkennung seines ›Existenzrechts‹ als besondere Gunst ansehen oder zur Debatte stellen würde." (Abba Eban, New York Times, 15. November 1981)

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Behauptung 2:
"Palästina war schon immer ein arabisches Land."

Tatsache

Der Begriff "Palästina" leitet sich vermutlich von den Philistern her, einem Volk von den ägäischen Inseln, das sich im zwölften Jahrhundert v. Chr. an der Küstenebene des Mittelmeers, im heutigen Israel und dem Gazastreifen, niederließ. Im zweiten Jahrhundert n. Chr., nach der Unterdrückung des jüdischen Aufstands, gebrauchten die Römer erstmals die Bezeichnung Palästina für Judäa (den südlichen Teil der heutigen Westbank) in dem Bestreben, die Identifikation der Juden mit dem Land Israel abzuschwächen. Das arabische Wort Falastin ist von diesem lateinischen Namen abgeleitet.

Die Zwölf Stämme Israels bildeten um 1000 v. Chr. die erste konstitutionelle Monarchie in Palästina. Der zweite König, David, machte Jerusalem zur Hauptstadt des Volkes. Obwohl Palästina schließlich in zwei Reiche geteilt wurde, währte die jüdische Unabhängigkeit im Land immerhin 212 Jahre. Das ist fast so lange wie die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika.

Im Jahr 1882, bei der ersten größeren Einwanderungswelle von Juden nach Palästina, lebten in Palästina weniger als 250000 Araber, die sich in der Mehrheit ebenfalls erst vor wenigen Jahrzehnten dort angesiedelt hatten. "Die große Mehrheit der arabischen Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten war vergleichsweise Neuankömmlinge – neu Zugewanderte oder Nachkommen von Einwanderern, die in den letzten siebzig Jahren nach Palästina gekommen waren."

Palästina war zu keiner Zeit ein ausschließlich arabisches Land, auch wenn das Arabische seit dem siebten Jahrhundert, unter der arabischen Herrschaft, Umgangssprache war. Es gab niemals einen unabhängigen arabischen oder palästinensischen Staat in Palästina. Als sich Professor Philip Hitti, der bekannte arabisch-amerikanische Historiker von der Universität Princeton, im Jahr 1946 vor dem angloamerikanischen Komitee gegen die Teilung Palästinas aussprach, sagte er: "So etwas wie ›Palästina‹ hat es in der Geschichte nie gegeben." Im Koran wird Palästina weder erwähnt noch an irgendeiner Stelle als "das heilige Land" (al-Arad al-Muqaddash) bezeichnet.

Vor der Teilung waren die in Palästina ansässigen Araber offenbar nicht der Ansicht, dass sie eine eigene Identität hätten. Als im Februar 1919 in Jerusalem der erste Kongress der muslimisch-christlichen Vereinigungen tagte, um Delegierte aus Palästina für die Pariser Friedenskonferenz zu wählen, wurde folgende Resolution angenommen:

"Wir betrachten Palästina als Teil des arabischen Syrien, von dem es zu keiner Zeit getrennt war. Wir sind durch nationale, religiöse, sprachliche, natürliche, ökonomische und geografische Bande mit Syrien verbunden."

1937 äußerte Auni Bey Abdul-Hadi, ein führender Vertreter der arabischen Seite, gegenüber der Peel-Kommission, die die Teilung Palästinas vorgeschlagen hatte: "Es gibt kein solches Land [wie Palästina]! ›Palästina‹ ist ein Begriff, den die Zionisten erfunden haben! Es gibt kein Palästina in der Bibel. Unser Land war jahrhundertelang ein Teil von Syrien."

Der Abgeordnete des Obersten Arabischen Komitees der Vereinten Nationen sagte im Mai 1947 vor der Vollversammlung, dass "Palästina Teil der Provinz Syrien" sei und dass "die in Palästina ansässigen Araber in politischer Hinsicht nicht in dem Sinn unabhängig waren, dass sie ein eigenständiges politisches Gebilde darstellten." Wenige Jahre später äußerte Ahmed Shuqeiri, der spätere Vorsitzende der PLO, vor dem Sicherheitsrat: "Jeder weiß, dass Palästina nichts anderes ist als das südliche Syrien."

Der arabisch-palästinensische Nationalismus ist weitgehend ein Phänomen der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und stellte vor dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 und der Eroberung der Westbank durch die Israelis keine ernst zu nehmende politische Kraft dar.

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Behauptung 3:
"Die Balfour-Erklärung gab den Juden nicht das Recht auf eine jüdische Heimstätte in Palästina."

Tatsache

Im Jahr 1917 veröffentlichten die Briten die Balfour-Erklärung. Sie hatte folgenden Wortlaut: "Seiner Majestät Regierung betrachtet die Schaffung einer nationalen Heimstätte in Palästina für das jüdische Volk mit Wohlwollen und wird die größten Anstrengungen machen, um die Erreichung dieses Zieles zu erleichtern, wobei klar verstanden wird, dass nichts getan werden soll, was die bürgerlichen und religiösen Rechte bestehender nichtjüdischer Gemeinschaften in Palästina oder die Rechte und die politische Stellung der Juden in irgendeinem anderen Lande beeinträchtigen könnte." Nach Angabe der Peel-Kommission, die von der britischen Regierung eingesetzt wurde, um die Ursachen des arabischen Aufstands von 1936 zu klären, "umfasste das Gebiet, auf dem die nationale Heimstätte für das jüdische Volk geschaffen werden sollte, zur Zeit der Balfour-Erklärung das gesamte historische Palästina einschließlich Transjordaniens". Der Zweck des Mandats über Palästina war, die Balfour-Erklärung zu verwirklichen. Darin war ausdrücklich von der "historischen Verknüpfung des jüdischen Volkes mit Palästina" und von der moralischen Berechtigung der "Wiedererrichtung seiner nationalen Heimstätten in diesem Land" die Rede. In dem Begriff "Wiedererrichtung" steckt die Anerkennung der Tatsache, dass Palästina schon zu einem früheren Zeitpunkt die Heimat der Juden war. Darüber hinaus wurden die Briten aufgefordert, "die größten Anstrengungen (zu) machen, um" die Einwanderung der Juden "zu erleichtern", ihre Niederlassung im Land zu fördern und die nationale Heimstätte der Juden zu "sichern". Das Wort "arabisch" taucht an keiner Stelle des Mandatsauftrags auf. Das Mandat wurde am 24. Juli 1922 von zweiundfünfzig Regierungen des Völkerbundes formal anerkannt.

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Behauptung 4:
"Zionismus ist Rassismus."

Tatsache

1975 erließ die UNO-Vollversammlung eine Resolution, in der der Zionismus als eine Form von Rassismus geächtet wurde. In seiner beherzten Entgegnung auf diese Resolution wies Israels Vertreter bei den Vereinten Nationen, Chaim Herzog, darauf hin, welche Ironie darin lag, dass diese Aussage genau 37 Jahre nach der Reichskristallnacht gemacht wurde.

Der Zionismus ist die nationale Befreiungsbewegung des jüdischen Volkes; er vertritt die Auffassung, dass die Juden wie jedes andere Volk ein Anrecht auf eine Heimat haben. Die Geschichte hat gezeigt, wie dringend die Juden die Sicherheit einer solchen nationalen Heimat brauchen. Der Zionismus basiert auf der Anerkennung der Tatsache, dass das Judentum durch eine gemeinsame Herkunft und eine gemeinsame Religion, Kultur und Geschichte definiert ist.

Die Verwirklichung des zionistischen Traums wird sichtbar an fast fünf Millionen Juden aus über hundert Ländern, die heute Bürger Israels sind. Darüber hinaus gehören der israelischen Bevölkerung annähernd eine Million muslimische und christliche Araber, Drusen, Bahais, Tscherkessen und Mitglieder anderer ethnischer Gruppen an. Die Anwesenheit Tausender dunkelhäutiger Juden aus Äthiopien, dem Jemen und Indien in Israel ist die beste Widerlegung jeglicher Verleumdung des Zionismus. Im Rahmen mehrerer historischer Luftbrücken unter den Namen "Moses" (1984), "Josua" (1985) und "Salomo" (1991) befreite Israel fast 42000 Mitglieder der äthiopischen jüdischen Gemeinde. Schon immer haben viele Christen die Ziele und Ideale des Zionismus unterstützt. Israels offener und demokratischer Charakter und der gewissenhafte Schutz der religiösen und politischen Rechte von Christen und Muslimen widersprechen dem oft gehörten Vorwurf der Exklusivität.

Nach der Bekanntgabe der "Operation Moses" schrieb William Safire: "... zum ersten Mal in der Geschichte werden Tausende von Schwarzen nicht in Ketten, sondern in Würde, nicht als Sklaven, sondern als Bürger in ein anderes Land gebracht". Im Gegensatz dazu definierten die arabischen Staaten Bürgerschaft streng nach Volkszugehörigkeit. In vielen arabischen Ländern, vor allem in Algerien, Saudi-Arabien und Kuwait ist es so gut wie unmöglich, die Staatsbürgerschaft zu erhalten. Mehrere arabische Staaten haben Gesetze, die die Einbürgerung ausländischer Araber erleichtern – jedoch mit der ausdrücklichen Ausnahme von Palästinensern. Jordanien hingegen erließ im Jahr 1954 sein eigenes "Rückkehrgesetz" und gestattete darin die Einbürgerung aller ehemaligen Einwohner Palästinas, mit Ausnahme von Juden.

Die jüdische Selbstbestimmung als Einzige zu verurteilen, ist seinerseits eine Form des Rassismus. "Eine Welt, die den Juden, welche den Verbrennungsöfen Hitlers zu entkommen versuchten, ihre Türen verschloss, hat ganz gewiss nicht die moralische Überlegenheit, sich darüber beschweren zu dürfen, dass Israel Juden bevorzugt", schrieb der Bürgerrechtsanwalt Alan Dershowitz.

Martin Luther King antwortete einmal einem Studenten, der seiner Ablehnung des Zionismus Ausdruck gab: "Wer die Zionisten kritisiert, meint die Juden. Ihre Äußerung ist antisemitisch." Die UN-Resolution von 1975 war Bestandteil des Anti-Israel-Feldzugs des sowjetisch-arabischen Kalten Kriegs. Fast alle nicht arabischen Befürworter der Resolution haben sich inzwischen entschuldigt und von ihrer damaligen Haltung distanziert. Als die Generalversammlung 1991 dafür stimmte, die Resolution aufzuheben, sprachen sich nur ein paar arabische und muslimische Staaten sowie Kuba, Nordkorea und Vietnam dagegen aus. Im Jahr 2001 versuchten die arabischen Staaten, die Gleichsetzung des Zionismus mit Rassismus auf die Agenda der UN-Weltkonferenz gegen Rassismus zu setzen, die am 31. August in Durban in Südafrika beginnen sollte. Die Vereinigten Staaten drohten daraufhin damit, die Konferenz zu boykottieren, wenn dieser Punkt tatsächlich auf der Tagesordnung stehen würde.

"... außerdem ist es wichtig, die freiheitsliebenden Völker der Welt nicht darüber im Zweifel zu lassen, dass wir nicht ruhig zusehen werden, wenn die Welt versucht, Zionismus als Rassismus zu definieren. Das wäre ein großes Unrecht, und der Präsident ist stolz darauf, in dieser Sache auf der Seite Israels und der jüdischen Gemeinschaft zu stehen. Wir möchten keinen Zweifel daran lassen, dass keine politische Gruppierung der Welt mit internationaler Billigung rechnen kann, wenn sie das Ziel verfolgt, Zionismus mit Rassismus gleichzusetzen." (White House Press Secretary Ari Fleisher)

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Behauptung 5:
"Die Zionisten hätten sich auch ein anderes Land als Palästina aussuchen können."

Tatsache

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts führte das Aufflammen des religiösen und rassistischen Antisemitismus zu einer Reihe von Pogromen in Russland und Osteuropa, die sämtliche Versprechen von Gleichheit und Toleranz Lügen straften. In ihrer Folge kam es in ganz Europa zu einer Welle der jüdischen Immigration nach Palästina. Zur gleichen Zeit gab es eine Einwanderungswelle von Juden aus dem Jemen, Marokko, dem Irak und der Türkei nach Palästina. Diese Menschen wussten nichts von den europäischen Pogromen und Theodor Herzls politischem Zionismus; sie waren getrieben von dem jahrhundertealten Traum der "Rückkehr nach Zion" und von der Furcht vor Intoleranz. Als sie hörten, dass die Tore Palästinas geöffnet waren, nahmen sie die mühselige Reise auf sich und zogen ins "Land Israel." Das zionistische Ideal der Rückkehr nach Israel hat uralte religiöse Wurzeln. Viele jüdische Gebete handeln von Jerusalem, Zion und dem Land Israel. Die eindringliche Aufforderung, Jerusalem, die Stätte des Tempels, niemals zu vergessen, ist eines der wichtigsten Dogmen des Judentums. Die hebräische Sprache, die Thora, die talmudischen Gesetze, der jüdische Kalender und die jüdischen Festtage und Feiern haben alle ihren Ursprung in Israel und den Jahreszeiten und Lebensbedingungen dieses Landes. Die Juden beten nach Jerusalem gerichtet und sprechen bei jedem Passahfest die Worte "nächstes Jahr in Jerusalem". Die jüdische Religion, Kultur und Geschichte sind ein Zeugnis dafür, dass ein jüdisches Gemeinwesen nur im Land Israel errichtet werden kann. Im Jahr 1897 wurde die zionistische Bewegung ins Leben gerufen. Sie forderte die Schaffung einer nationalen jüdischen Heimstätte in Palästina, wo die Juden Zuflucht und Selbstbestimmung finden und für die Erneuerung ihrer Zivilisation und Kultur arbeiten konnten.

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Behauptung 6:
"Herzl selbst schlug als Alternative für Palästina die Gründung eines Jüdischen Staates in Uganda vor."

Tatsache

Theodor Herzl suchte bei den Großmächten Unterstützung für die Schaffung einer jüdischen Heimstätte. Er wandte sich an Großbritannien und traf sich mit Joseph Chamberlain, dem britischen Kolonialminister und anderen führenden englischen Politikern. Die Briten waren prinzipiell mit der Ansiedlung von Juden in Ostafrika einverstanden, "unter Bedingungen, die es den Mitgliedern ermöglichten, ihre angestammten Sitten und Bräuche zu pflegen". Auf dem 6. Zionistenkongress in Basel am 26. August 1903 schlug Herzl das britische Uganda-Programm als eine vorläufige Lösung für die sich in unmittelbarer Gefahr befindenden russischen Juden vor. Herzl betonte zwar, dass dieses Programm in keiner Weise das eigentliche Ziel des Zionismus – die Schaffung eines jüdischen Gemeinwesens im Land Israel – berühre, entfachte mit seinem Vorschlag aber dennoch einen Sturm unter den Kongressteilnehmern, der um ein Haar zur Spaltung der zionistischen Bewegung geführt hätte. Es kam zu einem Bündnis verschiedener Gruppen, die Herzls Vorschläge, Uganda betreffend, in der Zeit von 1903-1905 unterstützt hatten, und infolge davon zur Gründung der Jewish Territorialist Organization (ITO). Das Uganda-Programm wurde schließlich auf dem 7. Zionistenkongress im Jahr 1905 abgelehnt.

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Behauptung 7:
"Die Araber lehnten die Balfour-Erklärung geschlossen ab. Sie sahen in ihr einen Verrat an ihren angestammten Rechten."

Tatsache

Emir Faisal, der Sohn Scherif Husseins und Anführer des arabischen Aufstands gegen die Türken, unterzeichnete auf der Pariser Friedenskonferenz von 1919 ein Abkommen mit Chaim Weizmann und anderen führenden Männern der zionistischen Bewegung. In diesem Abkommen wurden die "rassische Verwandtschaft und die uralten Bande, die zwischen Arabern und dem jüdischen Volk bestehen", anerkannt. Es schloss mit dem Satz, dass "der sicherste Weg zur Vollendung ihrer nationalen Bestrebungen über eine möglichst enge Zusammenarbeit in der Entwicklung des arabischen Staates und Palästinas führt". Im Blick auf die Umsetzung der Balfour-Erklärung wurde gefordert, sämtliche Maßnahmen zu treffen, um "eine Einwanderung von Juden in Palästina in großem Maßstab zu ermutigen ... und die jüdischen Einwanderer durch dichtere Besiedlung und intensive Bodenkultivierung so schnell wie möglich im Land sesshaft zu machen."

Faisal hatte seine Zustimmung zur Balfour-Erklärung an die Erfüllung der Unabhängigkeitsversprechungen geknüpft, die die Briten ihm während des Krieges gemacht hatten. Diese Versprechungen wurden nicht eingelöst.

Kritiker haben dem Faisal-Weizmann-Abkommen grundsätzlich keine Aufmerksamkeit geschenkt, weil es nie in Kraft trat. Dennoch ist die Tatsache, dass der führende Kopf der arabischen nationalistischen Bewegung und die zionistische Seite eine Einigung erzielten, insofern bedeutsam, als sie zeigt, dass die jüdischen und die arabischen Bestrebungen sich nicht zwangsläufig gegenseitig ausschlossen.

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Behauptung 8:
"Die Zionisten bemühten sich nicht im Geringsten um einen Kompromiss mit den Arabern."

Tatsache

Im Jahr 1913 räumten die Führer der zionistischen Bewegung ein, dass es wünschenswert sei, zu einer Einigung mit den Arabern zu gelangen. Sami Hochberg, der Eigentümer der Zeitung Le-Jeune-Turc, der bei einem Treffen mit der von Kairo unterstützten Dezentralisationspartei und der Beiruter anti-osmanischen Reformgesellschaft als informeller Vertreter der Zionisten fungierte, konnte eine solche Einigung tatsächlich herbeiführen. Die so entstandene "entente verbale" führte zur Annahme einer Resolution, die den Juden die gleichen Rechte unter einer dezentralisierten Regierung zusicherte. Hochberg gelang es darüber hinaus, eine Einladung zum ersten arabischen Kongress, der im Juni 1913 in Paris stattfand, zu erhalten.

Der arabische Kongress zeigte sich überraschend wohlwollend gegenüber den zionistischen Anliegen. Die positive Reaktion des Kongresses auf die "entente verbale" machte Hochberg Mut. Abd-ul-Hamid Yahrawi, der Präsident des Kongresses, fasste die Haltung der Delegierten in folgenden Worten zusammen: "Wir alle, Muslime wie Christen, sind den Juden wohlgesonnen. Wenn in unseren Resolutionen von den Rechten und Verpflichtungen der Syrer die Rede ist, sind damit immer auch die Juden mit gemeint. Sie sind von ihrer Herkunft her unsere Brüder, und wir betrachten sie als Syrer, die einst gezwungen wurden, das Land zu verlassen, deren Herzen jedoch immer mit den unseren schlagen. Deshalb sind wir gewiss, dass unsere jüdischen Brüder auf der ganzen Welt uns helfen werden, unsere gemeinsamen Bestrebungen erfolgreich voranzutreiben und unser gemeinsames Land materiell und moralisch zu hoher Blüte zu bringen."

Die von Hochberg ausgehandelte "entente verbale" wurde durch die Entwicklungen der Kriegszeit torpediert. Der offene arabische Widerstand gegen die Balfour-Erklärung überzeugte die zionistische Führung von der Notwendigkeit einer verstärkten Anstrengung für eine Einigung mit den Arabern. Weizmanns diplomatische Bemühungen waren erfolgreich. Nassif sagte: "In Palästina ist Raum genug für eine Million neuer Einwohner, ohne dass dadurch die Lebenssituation der Menschen beeinträchtigt würde, die bereits dort wohnen". Dr. Nimr benutzte seine Kairoer Zeitung dazu, Informationen zu veröffentlichen, die die in der arabischen Öffentlichkeit kursierenden Irrtümer über die zionistischen Ziele richtig stellten.

1921 versuchte Winston Churchill ein Treffen zwischen Palästinensern und Zionisten zu arrangieren. Am 29. November 1921 kamen beide Seiten zusammen, wobei die Araber darauf bestanden, dass die Balfour-Erklärung aufgehoben werden müsse. Weizmann war Vorsitzender einer Delegation von Zionisten, die 1921 mit dem syrischen Nationalisten Riad al-Sulh zusammentraf. Die Zionisten erklärten sich dabei bereit, die arabischen nationalistischen Bestrebungen zu unterstützen, Sulh wiederum bekundete seine Bereitschaft, die nationale jüdische Heimstätte anzuerkennen. Ein Jahr später wurden die Gespräche fortgesetzt und es bestand berechtigte Hoffnung auf ein Übereinkommen. Sulhs Bemühungen, die palästinensischen Araberführer davon zu überzeugen, dass der Zionismus ein politischer Faktor war, mit dem man zu rechnen hatte, und dass die Zionisten ernst zu nehmende Verhandlungspartner seien, scheiterten jedoch im Mai 1923. Im Verlauf der nächsten 25 Jahre versuchten die Zionistenführer inner- und außerhalb Palästinas wiederholt, mit den Arabern zu verhandeln. Genauso haben sich die israelischen Politiker seit 1948 um Friedensverträge mit den arabischen Staaten bemüht, doch Ägypten und Jordanien sind die einzigen Nationen, die einen solchen Vertrag je unterzeichnet haben.

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Behauptung 9:
"Die Zionisten waren das kolonialistische Werkzeug des westlichen Imperialismus."

Tatsache

"Kolonialismus bedeutet leben auf Kosten anderer", schrieb Yehoshafat Harkabi. "Doch was könnte dem Kolonialismus ferner liegen als der Idealismus der städtischen Juden, deren höchstes Ziel es ist, Arbeiter und Bauern zu werden und von ihrer Hände Arbeit zu leben?" Angesichts des allgegenwärtigen Widerstands gegen ihre Sache kamen die Zionisten ohnehin wohl kaum als imperialistisches Werkzeug in Frage, wie der britische Geschichtswissenschaftler Paul Johnson bemerkte. "Überall im Westen, in den Außenministerien, den Verteidigungsministerien und in der Wirtschaft lehnte man den Zionismus ab." Auch Emir Faisal sah die zionistische Bewegung im Gegenteil als Gefährtin der arabischen nationalistischen Bewegung im gemeinsamen Kampf gegen den Imperialismus, wie er am 3. März 1919 in einem Brief an den Juraprofessor und späteren Richter am Bundesgerichtshof Felix Frankfurter schrieb. Einen Tag zuvor hatte Chaim Weizmann das Anliegen des Zionismus auf der Pariser Friedenskonferenz vorgetragen. In Faisals Brief heißt es: "Die Araber, insbesondere die Gebildeten unter uns, sehen die zionistische Bewegung mit größter Sympathie ... Wir heißen die Juden von Herzen willkommen ... Wir arbeiten zusammen für einen besseren, erneuerten Nahen Osten. Unsere Bewegungen ergänzen einander. Die jüdische Bewegung ist nationalistisch, nicht imperialistisch, und in Syrien ist Raum für uns beide. Ja, ich bin sogar der Ansicht, dass keiner von uns ohne den anderen wirklich Erfolg haben kann." In einem offenen Brief schrieb Martin Buber im Jahr 1939 an Mahatma Gandhi: "Unsere Siedler kamen nicht hierher wie die Kolonisten aus dem Okzident, die ihre Arbeit von den Einheimischen tun lassen; sie haben sich selbst vor den Pflug gespannt und ihre Kraft und ihr Blut gegeben, um das Land fruchtbar zu machen. Doch diese Fruchtbarkeit soll nicht nur uns selbst zugute kommen. Die jüdischen Siedler haben angefangen, ihre Brüder, die arabischen Bauern, zu lehren, wie sie das Land intensiver bestellen können; und wir wollen sie weiterhin lehren: zusammen mit ihnen wollen wir das Land kultivieren – ihm ›dienen‹, wie es im Hebräischen heißt. Je fruchtbarer dieser Boden wird, desto mehr Raum wird es für uns und für sie geben. Wir wollen sie nicht enteignen: Wir wollen mit ihnen zusammenleben. Wir wollen sie nicht beherrschen, wir wollen mit ihnen zusammen dienen ..."

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Behauptung 10:
"Die Briten versprachen den Arabern im Hussein-MacMahon-Briefwechsel Unabhängigkeit in Palästina."

Tatsache

Die zentrale Gestalt in der arabischen nationalistischen Bewegung zur Zeit des Ersten Weltkriegs war Hussein ibn'Ali, den das Türkische Komitee für Einheit und Fortschritt im Jahr 1908 zum Großscherifen ernannt hatte. Als Scherif trug Hussein die Verantwortung für die heiligen Stätten des Islam im Hedschas und galt folglich als einer der geistigen Führer der Muslime. Im Juli 1915 informierte Hussein Sir Henry MacMahon, den britischen Hochkommissar in Ägypten in einem Schreiben über die Bedingungen einer arabischen Teilnahme am Krieg gegen die Türken. In dem darauf folgenden Briefwechsel zwischen Hussein und MacMahon ging es um die Gebiete, die England den Arabern überlassen wollte. Bemerkenswerterweise ist im Hussein-MacMahon-Briefwechsel an keiner Stelle von Palästina die Rede. Die Briten behaupteten später, dies sei ganz bewusst geschehen, und rechtfertigten damit ihre Weigerung, den Arabern in Palästina nach dem Krieg Unabhängigkeit zu gewähren. MacMahon selbst erklärte: "Ich halte es für meine Pflicht, darauf hinzuweisen, und tue dies hiermit ausdrücklich und mit allem Nachdruck, dass ich bei meiner Zusage an König Hussein nie die Absicht hatte, Palästina mit in das Gebiet aufzunehmen, in dem den Arabern die Unabhängigkeit zugesichert wurde. Zudem hatte ich zum damaligen Zeitpunkt allen Grund zu glauben, dass König Hussein die Tatsache, dass Palästina in meiner Zusage nicht mit inbegriffen war, durchaus verstanden hatte." Nichtsdestoweniger sind die palästinensischen Araber damals wie heute der Überzeugung, ihnen sei im bewussten Briefwechsel die Unabhängigkeit zugesagt worden.

Quelle: Behauptungen und Tatsachen. Der arabisch-israelische Konflikt im Überblick, Mitchell G. Bard, Holzgerlingen 2002

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