Werden wir weiterhin Brände löschen?

Artikel von Ron Ben Ishai

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  Die Kämpfe im Libanon sind nur ein Teil des Plans zur “Tilgung Israels von der Landkarte”. In der nächsten Stufe werden sich Syrien und andere unter dem Schutz der iranischen Atommacht anschließen. Daher bleibt keine Zeit für Untersuchungskommissionen: es müssen einige Maßnahmen ergriffen werden, in der Hoffnung, dass wir am 12. Juli 2009 etwas besser vorbereitet sein werden.

  Wer denkt, dass die Feuerpause im Libanon zur Beendigung des Krieges geführt hat, lebt in einem Paradies von Narren. Die Kämpfe im Libanon waren nur ein Teil in einem umfassenden und zunehmenden Krieg, die der fundamentalistische Islam und der arabische Radikalismus gegen uns führen. Das Ziel dieses Krieges ist es, Israel von der Landkarte des Nahen Ostens zu streichen, oder zumindest die Rückkehr zu den Grenzen von vor 1967.

  Für diesen Krieg gibt es auch einen klaren strategischen 2-Stufen-Plan, der in Teheran entworfen wurde: in der derzeitigen Stufe – die Stufe der Guerillas und der Zermürbung – erzielen die Palästinenser und die Hisbollah Verluste im israelischen Hinterland mit Hilfe von Selbstmordattentaten und Raketenangriffen. Sie fügen der israelischen Armee empfindliche Schläge zu, die die Armee zwingen, zu reagieren und damit die Unterstützung, die Israel im internationalen Forum genießt, zu erodieren. Als Ergebnis wird der Widerstand der israelischen Bevölkerung brechen, die Armee wird ihr Selbstbewusstsein verlieren und ihre Kampfeskraft wird bei der Sisyphusarbeit der Verfolgung von Terrorkommandos und Abschussrampen zusammenbrechen.

  In der darauf folgenden Stufe – die Stufe der Entscheidung mit Israel – werden sich Syrien, der Iran und vielleicht auch andere dem Kampf anschließen und ballistische Raketen unter dem Schutzmantel der Atomwaffen des Iran auf Israel abfeuern. Es ist sogar wahrscheinlich, dass sich der Iran zum Einsatz von Atomwaffen entscheiden wird. Dann wird Israel keine andere Wahl haben, als eine politische Kapitulation zu akzeptieren – oder zu verschwinden.

  Wer Nachweise für diesen strategischen Entwurf sucht, findet diese in Fülle nicht nur in nachrichtendienstlichem Material, sondern auch in Erklärungen und Reden der Führer der radikalen Front, die diese Woche in Damaskus, Teheran und Gaza zu hören waren. Es handelt sich um eine Existenzbedrohung, die der Staat Israel bereits vor langer Zeit an die erste Stelle der nationalen Rangordnung hätte setzen müssen und auf deren umfassenden und vollständigen Beseitigung hätte vorbereiten müssen. Doch anstatt gleichzeitig gemäß eines zuvor erarbeiteten Plans eine Antwort auf alle Komponenten der Bedrohung – unterschiedlichste Raketen, Guerilla und Terror – zu entwickeln, zieht es unsere sicherheitspolitische Führung vor, Brände zu löschen.

Wird das Versäumnis zur Wahl?

  Israel ergreift nicht die Initiative, es reagiert nur. Mal eine Operation in Gaza, um den Beschuss mit Qassam-Raketen einzuschränken, mal Festnahmen in der Westbank. Wenn die Hisbollah provoziert, dann ziehen wir in Eile in den Krieg, ohne klares militärisches Ziel und ohne geregelten Schlachtplan. Die letzte Runde im Libanon hat all die Versäumnisse und Misserfolge aufgedeckt, die dafür verantwortlich sind, dass es dem Staat Israel nicht gelingt, zu einer Entscheidung (gemeint ist Entwicklung zugunsten Israel) in dem Zermürbungskrieg zu kommen, in dem er sich seit sechs Jahren befindet. Wenn wir nur wüssten, wie man die Lehren daraus zieht, dann würde das Versäumnis zur Wahl werden. Eine staatliche Untersuchungskommission und massiver öffentlicher Druck könnten die gewünschte Wende herbeiführen. Aber bis zur Einrichtung einer solchen Untersuchungskommission und bis diese zu Ergebnissen gelangt, werden mehrere Monate vergehen. In der Zwischenzeit müssen Regierung und Armee verschiedene politische Schritte unternehmen, damit wir nicht kostbare Zeit verlieren:

  Am dringendsten ist es, ohne Nachlass Druck auf den Libanon, die Hisbollah und die internationale Gemeinschaft zur Einhaltung der Resolution des Sicherheitsrats auszuüben. Gibt es keinen solchen Druck, verlieren wir alles, was wir erreicht haben und finden uns schon bald im Libanon wieder. Dazu muss der Nachrichtendienst die Vorgänge im gesamten Libanon, hauptsächlich im Süden, beobachten. Gibt es grobe Verstöße, muss Israel die multi-nationalen und UN-Truppen darauf hinweisen und wenn dies nicht hilft, nicht zögern, punktuell militärisch einzugreifen, selbst wenn der Preis dafür eine politische Auseinandersetzung im internationalen Forum sein sollte. Speziell in den Fällen, in denen die Hisbollah und ihre Beschützer versuchen, die Raketenabschussrampen wieder aufzubauen und sich militärisch wieder im Südlibanon einzurichten.

  Der zweitwichtigste Schritt muss die Vorbereitung und Umsetzung einer umfassenden Reaktion auf die Bedrohung durch Raketen auf das zivile Hinterland sein. Israels Antwort auf die ballistischen Langstreckenraketen ist gar nicht so schlecht. Doch dieser Krieg hat bewiesen, dass Kurzstreckenraketen keine geringere strategische Bedrohung darstellen, vielleicht sogar eine noch größere. Wir haben keine gute nachrichtendienstliche und militärisch-technologische Antwort auf diese Bedrohung und deshalb muss dieser Schritt so schnell wie möglich umgesetzt werden. Die Entwicklung von Laserwaffen (Projekt Nautilus) muss wieder aufgenommen und beschleunigt werden. Laserwaffen haben bereits in Versuchsreihen ihre Fähigkeit bewiesen, Katjuschas abzufangen. Zudem müssen die Kurzstreckenwaffen zum Abfangen von Raketen aus israelischer Produktion (Projekt Barak) vorangetrieben werden. Die beiden Projekte waren in letzter Zeit aus Kostengründen eingefroren worden, eine Fehlentscheidung, die rückgängig gemacht werden muss. Wenn ein entsprechendes Budget zur Verfügung gestellt wird, könnten solche Mittel innerhalb von zwei Jahren genutzt werden.
(Yedioth Ahronoth)

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