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Von A wie aschkenasische Juden bis B wie Buschmänner: Es gibt trotz gleich guter Bildung riesige Unterschiede zwischen den Ethnien. Noch steht der genetische Beweis aus, den James Watson vermutet.
Ein Tswana-Bantu, der die Vertreibung von San-Buschmännern aus ihren Stammesgebieten beklagt, mag von einem Landsmann zu hören bekommen, dass er den Buschleuten doch lediglich eine väterliche Führung angedeihen lasse. Denn so sehr er als Bewohner Botswanas sich doch auch wünsche, mit Leuten gleicher Intelligenz zu verhandeln, so deutlich besagten alle Tests, dass dem nicht so sei. Es gehe wirklich nicht um die Diamanten in den Jagdgründen der San. Er mache sich einfach Sorgen um die Buschmänner, die nicht verstehen könnten, dass die Zeiten von Jägern und Sammlern nun einmal vorbei seien.
Alle antirassistischen Ideale treiben einen an die Seite der Buschmänner. Immerhin bezeichnet Spencer Wells sie in "Wege der Menschheit" (2003) als den genetischen Adam, von dem wir alle herkämen. Und doch muss man den Herren Botswanas konzedieren, dass bei Vergleichsuntersuchungen zu den globalen Differenzen beim Intelligenzquotienten die Buschmänner – zusammen mit den Pygmäen und noch hinter den australischen Ureinwohnern – auf dem letzten Platz landen. Ein Urteil über ihre Fertigkeit schließt das keineswegs ein. So hat etwa für das legendäre Pfeilgift der San noch niemand ein Gegenmittel gefunden.
Nun stehen nicht die Ureinwohner im Fokus internationaler Intelligenzvergleiche. Es ist Ostasien mit 1,6 Milliarden Menschen in China, Japan und Korea, das bei westlichen Forschern schöpferische Unruhe erzeugt. Schon 1982 kann Richard Lynn in "Nature" belegen, dass Japaner mit einem durchschnittlichen IQ von 105 deutlich mehr gemessene Intelligenz aufweisen als europäischstämmige Amerikaner (IQ 100). Mittlerweile weiß man sogar, dass an Pekinger Musikhochschulen viermal so viele Studenten das absolute Gehör haben wie an New Yorker Konservatorien.
Dessen ungeachtet hat sich nach vielen Hundert Vergleichsstudien nichts daran geändert, dass die Buschmänner klar hinter ihren Bantumitbürgern liegen. In einer Rangfolge von elf distinkten Gruppen stehen aber auch sie nicht an der Spitze. Ihr hellhäutiger Widerpart aus Europa, um den die typischen Rassismusdiskurse kreisen, schafft es gerade auf den dritten Platz.
Durchschnittlicher IQ für elf verschiedene Gruppen bei Standard von 100 für europäische Briten [Greenwich IQ] [2] |
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Aschkenasische Juden | 110 |
Ostasiaten (Chinesen, Japaner, Koreaner) | 105 |
Nordeuropäer | 100 |
Eskimo und arktische Völker | 91 |
Hispanics (in USA) | 90 |
Amerikanische Indianer | 87 |
Pazifikinsulaner | 85 |
Nordafrikaner und Südasiaten (Araber, Türken, Iraner etc.) | 84 |
Südostasiaten (Inder, Malayen etc.) | 84 |
Subsahara-Bewohner (Bantu etc.) | 67 |
Australische Ureinwohner | 62 |
Bushmen und Pygmäen | 54 |
Ganz oben finden sich die aschkenasischen Juden. Einer von 1000 Erdenbürgern gehört zu dieser uralten Ethnie, deren entsetzliches Schicksal vor allem in Deutschland und Europa auch diejenigen nicht beneiden werden, die bei der Intelligenz gerne gleichauf lägen. Gerade sie aber können alle anderen mit Hoffnung erfüllen. Gemessene Intelligenz liegt nämlich keineswegs ein für allemal fest. Gute Schulbildung verbessert die erfragbaren Leistungen beträchtlich, wenn auch nicht unbedingt das ihnen zugrunde liegende Potenzial, das in der Forschung als "general intelligence" oder einfach als "g" bezeichnet wird. Die verarmten Juden etwa, die Ende des 19. Jahrhunderts vor den Pogromen in Osteuropa nach Amerika und Großbritannien fliehen, stellen bis 1950 nur knapp viermal mehr Nobelpreisträger oder Mitglieder der Royal Society, als ihrem Bevölkerungsanteil entspricht. In der zweiten Jahrhunderthälfte, als der in Sicherheit geborene Nachwuchs Schulen besuchen und ausreichend essen kann, sind aschkenasische Juden bei Mitgliedschaften in der Royal Society schon um den Faktor acht und bei den US-Nobelpreisen sogar um den Faktor zwölf überrepräsentiert. Der Entwicklungsschub durch optimale Umweltfaktoren bestätigt sich auch für die Subsahara-Gruppe. Nach Durchlaufen des kanadischen oder amerikanischen Bildungssystems liegt sie fast 20 IQ-Punkte vor Einwohnern ihrer Herkunftsgebiete.
Es gibt allerdings eine Grenze für das Wachstum gemessener Intelligenz. Sind einmal die Hauptfaktoren wie gute Lehrer und intensive Zuwendung durch kleine Familien erreicht, geht es kaum noch weiter nach oben. Solange jedoch nicht alle Kinder unter solchen Bedingungen aufwachsen, bleibt der Menschheit viel Raum für den Ausbau ihres kognitiven Potenzials. Doch schon die heutigen Durchschnitts-IQs aller Gruppen reichen vollkommen aus, um sich in gleicher Würde zu respektieren und so die Menschenrechte zu realisieren. Unsereiner rechnet ja auch innerhalb seiner Gruppe damit, dass einem die Intelligentesten das Humanum nicht absprechen.
Bei Betonung unausgeschöpfter Potenziale ist allerdings zu bedenken, dass die Unterschiede zwischen den Gruppen bei Inanspruchnahme gleicher Umweltfaktoren zwar kleiner werden, aber bisher nicht verschwinden. Das ist in Israel gut belegbar, wo sephardische Juden nach einem halben Jahrhundert gemeinsamer Schulbildung immer noch zehn bis 15 IQ-Punkte hinter den aschkenasischen liegen. Auch das sagt nur bedingt etwas über reale Erfolge. So verfasst von den beiden wichtigsten Gesetzen gegen Rassismus und seine Folgen der Aschkenas Rafael Lemkin für die UN die Konvention gegen Volkermord, während der Sepharde Samuel Cassin für die Weltgemeinschaft genau so stringent die allgemeine Erklärung der Menschenrechte formuliert.
Da durch qualifizierte Erziehung alle Gruppen beim IQ zulegen, bleibt die Rangordnung erst einmal bestehen. Die Bildungsflut hebt zwar alle Boote, ändert aber wenig an ihrer Position. Das schließt keineswegs aus, dass eines Tages die aschkenasischen Juden stagnieren, während die Buschmänner immer weiter aufholen. Was in den vergangenen 40 Jahren nicht gelungen ist, mag im kommenden Jahrhundert durchaus erreichbar sein. Denn unter dem Mikroskop hat man bisher keine genetischen Marker für Intelligenzunterschiede ermittelt. Bedauerlicherweise gibt es aber auch keine genetischen Garantien dafür, dass die Differenzen verschwinden. Intelligenzgenetiker und Intelligenzumweltler müssen sich in Geduld üben.
Bei ihrem Streit fällt oft auf, dass Genetiker die Umweltfaktoren für die bessere Ausschöpfung eines gegebenen Potenzials nicht nur akzeptieren, sondern überhaupt erst erheben. Hingegen neigen Umweltler – das muss der von ihnen herkommende Autor bekennen – zum prinzipiellen Bestreiten intelligenzgenetischer Faktoren. Manche wollen sogar die einschlägige Forschung behindern.
James Watson ist darüber zu Fall gekommen, dass er auf Beweise für eine genetische Basis von Intelligenzunterschieden schon im kommenden Jahrzehnt fest rechnet. Noch also gibt es sie nicht. Gleichwohl befindet sich das Genie der Doppelhelix im Einklang mit Standardlehrbüchern der Intelligenzforschung. Die werden vom Publikum jedoch nur selten wahrgenommen, was auch daran liegen mag, dass sie einen Umweltler tüchtig provozieren. So resümiert Richard Haier (University of California, Irvine) vor einem halben Jahrzehnt den Forschungsstand: "Es gibt den weitverbreiteten Wunsch, endlich die Umweltfaktoren zu finden, durch deren Manipulation [Intelligenz gesteigert werden kann]. Bisher jedoch – und das nach sehr intensiver Suche – hat man keine gefunden. Deshalb lautet der gegenwärtige Konsens, dass Unterschiede im IQ Unterschiede in der zugrunde liegenden Biologie und nicht der sozialen Umwelt reflektieren. Dem entspricht der gegenwärtige Konsensus, dass seelische Krankheit ein biologisches Phänomen darstellt und der Volksglaube von vor 50 Jahren, dass sie auf zu strenge Reinlichkeitserziehung oder überdistanzierte Väter zurückgehe, ohne empirische Basis ist." [1]
Wie kann so einer recht haben, wenn doch die berühmte erste Kartierung des menschlichen Genoms aus dem Jahre 2001 zeigt, dass Differenzen zwischen Einzelnen und Ethnien so minimal ausfallen, dass sie gegenüber der Umwelt keine entscheidende Rolle spielen können? Deshalb verkündet der vorab informierte US-Präsident Clinton bereits im Jahre 2000: "Welcher Rasse wir auch angehören, genetisch sind wir alle zu 99,9 Prozent gleich."
Im Februar 2007 jedoch zeigt das International HapMap Project an Probanden aus Nigeria, den USA, China und Japan, dass nicht nur in 0,1, sondern in 12 % des Genoms eklatante Variationen auftreten. James Lupski als einer der Forschungspioniere ist überzeugt, dass diese Revolution um den Faktor 120 "dem Feld der Humangenetik für alle Zukunft einen neuen Weg gewiesen hat". Man steht wieder ganz am Anfang. Umweltler können sich nicht mehr darauf verlassen, dass James Watson auf immer in der Versenkung bleiben muss. Seine Anhänger aber müssen einräumen, dass die neue Genomforschung sich auf ethnienspezifische Krankheitsmarker konzentriert und zu Fragen der Intelligenz noch gar nicht arbeitet.
Prof. Dr. Dr. Gunnar Heinsohn ist Diplomsoziologe in Bremen
Ich danke Herrn Prof. Heinsohn für die freundliche Überlassung des Originalmanuskriptes und die Erlaubnis, den Essay hier vollständig wiedergeben zu dürfen. Die Originalversion steht in der Onlineausgabe der Welt.
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