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Diese Behauptung oder Feststellung bewegt seit Jahren die Politik und Medien der westlichen Wertegemeinschaft. Sie ist der Hauptgrund dafür, daß der Iran zum »Schurkenstaat« erklärt sowie mit Finanz- und Wirtschaftssanktionen belegt wurde und ihm das Recht auf friedliche Nutzung der Atomenergie abgesprochen wird.
Die Massenmedien und Regierungen der westlichen Welt unterstellen dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, er habe Israel die Vernichtung angedroht.
»In rezhim-e eshghalgar bayad az safhe-ye zurgar mahv shavad.«
Das ist die Originalforderung in persisch, die Ahmadinedschad am 26.10.2005 auf einer gegen den Zionismus (nicht gegen die Juden) gerichteten Konferenz erhoben hatte.
In den Übersetzungen der Nachrichtenagenturen wurde dieser Satz der Weltöffentlichkeit als Vernichtungsdrohung gegen Israel vermeldet: Der Iran wolle Israel von der Landkarte radieren (AFP), Israel von der Landkarte tilgen (AP, Reuters), Israel ausrotten (dpa) lauteten die Kernsätze der Pressemeldungen.
Darauf bezog sich auch die Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Rede vor dem israelischen Parlament am 18.3.2008, als sie wegen der historischen Verantwortung Deutschlands die Sicherheit Israels zur »deutschen Staatsräson« erhob: »Besonderen Anlaß zur Sorge geben ohne Zweifel die Drohungen, die der iranische Präsident gegen Israel und das jüdische Volk richtet«, erklärte sie.
Nach einem Bericht der Zeitschrift »Nation Europa« (Heft 4/2008) hat die deutsch-persische Islamwissenschaftlerin Frau Dr. Katajun Amipur kürzlich darauf hingewiesen, daß Ahmadinedschad das ihm Unterstellte nie gesagt habe. Die korrekte Übersetzung laute: »Dieses Besatzungsregime muß von den Seiten der Geschichte (Zeiten) verschwinden« oder, weniger blumig: »Das Besatzungsregime muß Geschichte werden«.
Es handele sich um ein Zitat des früheren Religionsführers Ayatollah Chomeini, und aus dem Kontext der Rede ginge hervor, daß das israelische Besatzungsregime in Jerusalem (»Qods« – die Heilige) ebenso verschwinden müsse wie 1979 das Shah-Regime in Persien. Der iranische Präsident habe also nicht die Auslöschung Israels gefordert, sondern ein Ende des Besatzungsregimes.
Die deutsch-persische Wissenschaftlerin legt Wert auf den Hinweis, daß sie der Regierung in Teheran ausgesprochen kritisch gegenüberstehe. Es gehe ihr aber um die journalistische Redlichkeit: »Dazu gehört, auch politische Gegner korrekt zu zitieren«. Das habe damals z.B. die britische Zeitung »Guardian« getan, die den iranischen Präsidenten gegen das Falschzitat schon am 2.6.2006 in Schutz genommen habe. Zitat:
»Er sprach keine militärische Drohung aus. Er forderte ein Ende der Besatzung Jerusalems, irgendwann in der Zukunft.«
Israel beansprucht nicht nur den Westteil, sondern auch den arabischen Ostteil der Heiligen Stadt und hält diesen seit 1967, also nunmehr seit mehr als 40 Jahren besetzt. In zahlreichen UNO-Resolutionen seit 1967 und insbesondere mit der Resolution Nr. 478 des UNO-Sicherheitsrates vom August 1980 wurde Israel dafür verurteilt. Dieser Beschluß gilt bis heute und ist der Grund dafür, daß die Staaten – auch die Bundesrepublik Deutschland – ihre Botschaften nicht in Jerusalem, sondern in Tel Aviv unterhalten.
Wenn also der iranische Präsident die Beendigung des Besatzungsregimes gefordert hat, spricht er nur das klar und deutlich aus, was die Völkergemeinschaft der Vereinten Nationen seit Jahrzehnten fordert, leider nur sehr leisetreterisch und ohne Konsequenzen zu ziehen.
Quelle: unabhängige nachrichten
Ich danke den Herausgebern für die Erlaubnis zur Wiedergabe und die freundliche Zusendung des Manuskriptes.