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Löhne. An den 1. Mai denkt Stefan Budde, Geschäftsführer der Firma Scheer-Omnibusbetriebe, mit Schrecken zurück. "Das war der pure Horror." Ohne das Wissen des Unternehmens hatte ein Neonazi zwei Busse für eine Fahrt zu einer Maikundgebung nach Hamburg gemietet. Das Ergebnis: Die Busse wurden durch linke Gewalttäter schwer beschädigt, weil in ihnen die Neonazis befördert wurden.
"Hätte ich gewusst, dass wir Nazis transportieren, hätten wir den Auftrag abgelehnt", sagt Budde. Angemeldet worden sei von einem "sehr freundlichen Mann" eine Fahrt für eine Gruppe zu einer Maikundgebung. Erst als die Gruppe mit dem Bus auf der Autobahn war, hat Budde von den rechten Fahrgästen erfahren. "Die Polizei hat angerufen und gefragt, ob ich wüsste, wen wir da fahren."
Für die Busfahrerin, die neben einem Kollegen die Busse nach Hamburg fuhr, verlief die Fahrt zunächst normal. Sie hatte die Fahrgäste in Porta Westfalica, Bad Eilsen und Hannover eingesammelt. "Die waren ganz friedlich. Auffällig waren sie nur durch ihre schwarze Kleidung."
Auf der Raststätte Brunautal wurden aus zwei Bussen dann acht Busse. "Die kamen von anderen Unternehmen – zum größten Teil aus dem Ruhrgebiet." Und so machten sich die Neonazis gemeinsam auf zur Kundgebung nach Hamburg.
Kurz vor Hamburg hat dann die Polizei die Kolonne abgepasst und nach Hamburg-Barmbeck geleitet. "Dort haben wir die Busse an einer großen Straße am Stadtpark abgestellt. Die Polizei hat uns gesagt, dass wir dort stehen bleiben sollen", so die Busfahrerin. Was als vermeintlich sicherer Standort wirkte, entpuppte sich als Parkplatz am Rand der schweren Krawalle.
Gemeinsam mit ihrem Kollegen sei sie einen Kaffee trinken gegangen, als ein Anruf des Kunden kam, der die Busse gebucht hatte. Der Mann habe gesagt, er habe gehört, dass die Busse dort nicht stehen bleiben könnten.
"Schon von Weitem haben wir die Bescherung gesehen". Die Frontscheiben, eine Heckscheibe und viele Seitenscheiben waren durch Steine stark beschädigt oder ganz zerstört. An die Busse hatten die Täter, die wohl aus dem linken Spektrum kommen, "Nazi Out" (Nazis raus) geschmiert.
Die Busfahrerin ist froh, dass sie während des Angriffes nicht im Fahrzeug war. "Das möchte ich mir lieber nicht ausmalen, was da alles hätte passieren können." Sie habe dann sofort ihren Chef Stefan Budde in Löhne angerufen. "Bringt euch bloß in Sicherheit, wenn es geht mit den Bussen", lautete dessen Rat. Die Busfahrerin hatte versucht, bei der Hamburger Polizei Hilfe zu holen. Vergeblich. "Die haben mir gesagt, dass sie wegen der Krawalle frühestens in ein paar Stunden kommen könnten."
Gemeinsam mit ihrem Kollegen ist sie dann losgefahren. "Da wurde es nochmal richtig gefährlich. Plötzlich sprangen Demonstranten vor meinen Bus und schmissen Müllsäcke vor das Fahrzeug. "Ich bin aufs Gas gestiegen. Ich habe nur gedacht, wenn du jetzt anhältst, kommst du hier nicht heile raus." Nach diesem Erlebnis war die Gefahr gebannt, die Busfahrerin und ihr Kollege fuhren nach Löhne.
Noch während der Krawalle kam ein Anruf des Kunden. "Dumm gelaufen', hat der am Telefon zu mir gesagt und betont, dass ja nicht sie, sondern die Linken Schuld wären", erinnert sich Budde. Stinksauer sei er, Budde, gewesen. Entsprechend fiel die Antwort aus. "Hätten wir gewusst, wer den Bus mietet, hätten wir den Auftrag nicht angenommen. Wie Sie nach Hause kommen, interessiert mich nicht. Ihre Privatgegenstände können Sie bei der Löhner Polizei abholen."
Bei den Bussen sind 14 Scheiben zu Bruch gegangen. Budde schätzt den Schaden auf auf 20.000 Euro pro Bus. Die Busse sind wieder im Einsatz – an den 1. Mai wird sich Budde noch lange erinnern.
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Copyright © Neue Westfälische 2008
Dokument erstellt am 05.05.2008 um 18:09:21 Uhr
Erscheinungsdatum 06.05.2008 | Ausgabe: LOEHNE | Seite: 01
Der Artikel ist im Juni 2008 von der Website der Neuen Westfälischen verschwunden. Die Dokumetation dieser ungeheuerlichen Vorgänge ist zu wichtig, um sie im Dunkel des Vergessens versinken zu lassen.