Zum Seitenende Übersicht aktuelles Home & Impressum
Die Gewalttäter von Hebron haben der jüdisch-israelischen Nation großes Unheil gebracht. Sie haben die Reste des Diskurses israelischer Einheit in dieser Generation endgültig abgetötet. Ihre Taten, die Taten eines brutalen Besatzers unter dem Schutz von Armee und Lobbyisten, haben das jüdische Volk in Israel in drei ungleiche Teile, drei Brüche geteilt.
Ein Teil des Volkes, ein kleiner, unterstützt die Gewalttäter von ganzem Herzen. Auf der Straße und im Internet, vor dem Fernseher innerhalb der Grünen Linie und in den Häusern der alten Siedlungen ist er stolz auf die jeunesse dorée von den Hügeln. Er stimmt völlig überein mit ihrer Logik, auch (und vor allem) wenn sie ihren angestauten Zorn gegen die staatliche Autorität und die Armee vor die Türen der arabischen Bewohner Hebrons tragen. Der, der mit sanften Worten die Verletzung seiner Eigentumsrechte verurteilt, stürmt los, um Palästinenser zu schlagen, während ihm der pseudo-liberale Schaum noch auf den Lippen ist. Doch mit dieser verabscheuungswürdigen Sublimierung ist es nicht genug. Dieser Teil des Volkes hat bereits einen Riss in die israelische Demokratie gerissen. Dieser Riss ist heute auch denen klar ersichtlich, die sonst ihre Augen verschließen.
Der zweite Teil des Volkes – auch er auf der Straße und im Internet, auch er in den alten Siedlungen – ist sehr über die Gewalttäter erzürnt, weil sie einem Befehl des Obersten Gerichtshofs zuwidergehandelt haben und weil sie Polizisten und Soldaten der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (ZAHAL), weil sie die Autorität verletzten und der Staat ein Augapfel ist, weil sie die Saat legen zur Spaltung des Volkes. Dieser Teil ist im Innern des jüdischen Israels zu finden und sieht sich als Schutzschild des demokratischen Israels. Seine Wortführer bitten darum, die Herrschaft des Rechts zu wahren. Tatsächlich wachen sie über sehr viel weniger: über die Symbole der Staatsmacht. Sie fordern Genugtuung für die Uniformierten, nicht mehr.
Es ist allein der dritte Teil des Volkes – zu unserem Glück scheint er der größte zu sein –, der das demokratische Israel darstellt. Seine Vertreter stehen nicht mehr im Dialog mit den Unterstützern der Gewalttäter und denen, die sie rechtfertigen. Bestenfalls können sie mit den Vertretern der mittleren, staatstreuen Gruppe diskutieren, die ein geschlagener Soldat aus ihrer Ruhe bringt, aber nicht ein palästinensisches Haus, das in Flammen aufgeht. Sie sind entrüstet über die, die die ‚Jugend von den Hügeln' mit einem weinenden jüdischen Auge betrachten. „Sie sind unsere Kinder", hat der Minister Avi Dichter gesagt. Nein, Herr Dichter, dies sind nicht meine Kinder. Schluss mit dieser Floskel. Ihr Volk ist nicht mein Volk. Ihr Gott ist nicht mein Gott. Wo sie wohnen, ist mein Land nicht.
Das demokratische Israel muss heute das jüdische Israel schütteln. Nicht die Juden, die sich selbst vom Rest Israel abgekapselt haben, sondern die vielen Menschen, die sich als gute und gesetzestreue Bürger betrachten; diejenigen, die glauben, dass die Symbole der Staatlichkeit ein ausreichender Ersatz für ein gerechtes Regime sind. Mit ihnen muss man sprechen, und ihnen muss man die folgende Botschaft vermitteln: Die Herrschaft des Gesetzes muss jeden Menschen schützen, sei es ein Soldat, ein Linker, ein Palästinenser oder ein Siedler. Jeden Menschen.
Einheit wird es in dieser Generation hier nicht geben. Aber das demokratische Israel und jeder, der auf es eingeschworen ist in dem bereich zwischen Meretz und der ‚neuen Bewegung' und der vernünftigen Peripherie des Likud muss das jüdische Israel heute daran erinnern, das beide aneinander gekettet sind. Gemeinsam sind sie auf die Welt gekommen, und gemeinsam würden sie, Gott behüte, untergehen.
(Haaretz, 07.12.08)