Die Strategie der Hamas: Raketen oder Medien

Von Barry Rubin

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Nichts ist offensichtlicher als die Strategie der Hamas. Sie gibt Israel die Wahl zwischen Raketen und Medien, und Hamas hält dies für eine Situation, in der gilt: „Wir gewinnen – oder du verlierst.“

Option A: Die Waffenruhe

Die Hamas schließt eine Waffenruhe, die der Organisation Frieden und Ruhe gibt, die sie benötigt, um ihre Armee aufzurüsten und ihre Kontrolle über den Gaza-Streifen zu verstärken. So lange es keine Angriffe gibt, lässt Israel Hilfslieferungen passieren. Von einem westlich-pragmatischen Standpunkt aus betrachtet, ist dies eine großartige Situation für die Hamas.

Doch die Hamas ist keine pragmatische Organisation westlicher Prägung. Frieden und Ruhe sind ihre Feinde. Nicht nur aufgrund ihrer Ideologie – dem göttlichen Gebot, Israel zu zerstören –, oder ihres Selbstbildes – als heroische Märtyrer –, sondern auch, weil sie den Kampf braucht, um die Massen für den andauernden Krieg zu rekrutieren und die Bevölkerung um sich zu einen.

Die Hamas hat keinen Plan, das Befinden des Volkes zu verbessern oder Kinder auszubilden, damit sie Ärzte, Lehrer und Ingenieure werden können. Ihr politisches Programm hat nur eine Grundlage: Krieg, Krieg, endlosen Krieg, Aufopferung, Heldentum und Märtyrertod bis zum totalen Sieg.

Deshalb beendet die Hamas die Waffenruhe.

Option B: Die Raketen

Und so beendet die Hamas die Waffenruhe und lässt Raketen auf Israel regnen, begleitet von Mörsergranaten und gelegentlichen Versuchen, die Grenze zu überwinden und auf der anderen Seite Terrorangriffe durchzuführen. Israel reagiert nicht.

Die Hamas triumphiert: Ihr seid schwach, ihr seid verwirrt, ihr seid hilflos. Komm, Volk, stehe auf und vernichte den Papiertiger! So werden weitere Menschen rekrutiert, die Palästinenser im Westjordanland betrachten jene, die den Feind bekämpfen, mit Bewunderung, und die arabischsprachige Welt ist beeindruckt.

Erinnert euch an 2006, sagen sie. Es ist genau wie mit der Hisbollah. Israel ist hilflos gegen die Raketen. Warum bekämpfen unsere Regierungen Israel nicht? Lasst uns sie stürzen und tapfere, kämpfende islamistische Regierungen an die Macht kommen.

Option C: Die Medien

Aber dann wehrt sich Israel. Seine Flugzeuge bombardieren militärische Ziele, die von der Hamas absichtlich mitten unter Zivilisten platziert wurden. Falls eine große Gefahr besteht, Zivilisten zu treffen, greift Israel nicht an. Aber es gibt eine Grenze, unterhalb derer Israel bereit ist, dieses Risiko einzugehen, und das zu Recht.

Das selbstgefällige Lächeln ist jetzt aus den Gesichtern der Hamas-Führer gewichen. Aber noch haben sie eine weitere Waffe, ihre Reserven – sie appellieren an die Medien.

Die arroganten, heroischen Sieger von gestern verwandeln sich plötzlich in bemitleidenswerte Opfer. Opferzahlen werden von der Hamas bekannt gegeben und von Reportern akzeptiert, die sich nicht vor Ort befinden. Jeder, der getroffen wurde, ist natürlich ein Zivilist. Keine Soldaten, nirgends.

Und die Opfer sind unverhältnismäßig: Die Hamas hat das so arrangiert. Falls nötig, machen verständnisvolle Fotografen Fotos von Kindern, die so tun, als seien sie verwundet. Und wenn diese Bilder einmal in westlichen Zeitungen veröffentlicht werden, werden diese Behauptungen zu Fakten.

Es gibt dabei allerdings ein Problem. Raketen und Mörsergranaten können Kriege gewinnen, Zeitungsartikel nicht wirklich. Natürlich wird gleichzeitig auch materieller Schaden zugefügt, der die Entwicklung von Gaza zurückwirft.

Die Hamas kümmert sich darum nicht, aber indem sie sich auf eine Weise verhält, die die Zerstörung ihrer materiellen Grundlage garantiert, schwächt sich die Organisation selbst. Gerade weil die israelischen Angriffe gegen militärische Ziele gerichtet sind, wird die Hamas geschwächt.

Schlussfolgerung: Das Problem ohne Lösung

Natürlich erreicht Israel keinen kompletten Sieg. Die Hamas stürzt nicht. Das Problem ist nicht verschwunden. Denn die Hamas wird ihr Überleben zum Sieg erklären. Die Hamas, wie die PLO zuvor, erringt einen „Sieg“ nach dem anderen – und steht danach jedes Mal schlechter da.

Der Konflikt wird zurückkehren, wie auch immer und an welchem Tag diese Runde enden wird. Ruhe wird zurückkehren, Hilfsgüter werden in den Gaza-Streifen fließen. Und so wird sich der Prozess in der Zukunft wiederholen.

Es gibt allerdings einen bedeutenden Unterschied. Israel nutzt seine Zeit nicht nur für militärische Vorbereitungen, sondern um seine Kinder auszubilden, seine Infrastruktur aufzubauen und seinen Lebensstandard zu verbessern. Die Hamas tut dies nicht.

„Wir glauben an den Tod“, sagt die Hamas, „ihr glaubt an das Leben.“

Man sei vorsichtig mit dem, was man sich wünscht – am Ende wird man es bekommen.

(The Jerusalem Post, 29.12.2008)

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