Zum Seitenende Übersicht aktuelles Home & Impressum
Vielleicht ist es zu viel erwartet von einem Mann des Staates, dass er bei seiner Analyse der Finanzkrise jene Instanz auch selbstkritisch ins Visier nimmt, die für jeden geldtheoretisch Geschulten die Hauptursache der internationalen Finanzkrise ist: die Regierungen, die ihre Herrschaft über das Geld dazu missbrauchten, durch Billig-Geldpolitik, ja durch Feilbietung von Krediten zum Nulltarif, den ewigen Boom zu versuchen, populäre Sozialpolitik zu treiben oder zinsgünstig Krieg zu führen.
Seit 1914, als die Regierungen aus Gründen bequemerer Kriegsfinanzierung die stabilste internationale Währungsordnung der Geschichte (die Goldwährung) aufgaben, haben die Finanzmärkte ihre Leistungsfähigkeit weitgehend eingebüßt. Schuldenkrisen, Aktiencrashs, Grundstückspreisverfall, Zahlungsbilanzprobleme, wild schwankende Wechselkurse, Inflationen und Deflationen, Konkurswellen – all dies ist nicht eine Folge des "kapitalistischen", sondern eines ungedeckten Staatsmonopolgeldes.
Mit moralischen Bußpredigten und Gemeinplätzen aus der Begriffswelt des "Gutmenschen" werden wir aber diese Krise gewiss nicht lösen. Statt die angebliche "Ungerechtigkeit" der Verteilung der Güter in der Welt zu beklagen, hätte es dem Präsidenten gut angestanden, zu zeigen, wie sich durch die Kraft der Märkte der Wohlstand international verbreitet und nur den Ländern vorenthalten bleibt, die sich dem Freihandel verweigern. Wenn jemand über seine Verhältnisse gelebt hat – so gewiss in erster Linie die Politiker mit ihrer maßlosen Schuldenwirtschaft und verantwortungslosen Geldpolitik. Dem Staat, der doch zweifellos der Brandstifter ist, wird nun überall die Rolle als Feuerwehr zugetraut. Ob er das Problem mit immer neuen Geldfluten, wieder aufgelegter Nullzinspolitik, Staatsgarantien und Staatsbürgschaften, Konjunkturprogrammen aller Art lösen kann? Man löscht ein Feuer ja nicht dadurch, dass man mit Benzin spritzt.
Die immer weiter aufgehende Aufblähung von Schulden und Geldmengen wird nur zur nächsten Blase, der Staatsschuldenblase, führen, die dann mit umso größerem Lärm platzen wird. Obama, der gerade sein Land mit Papiergeldfluten dem Abgrund zutreibt, wird vom Bundespräsidenten als Vertreter der sozialen Marktwirtschaft vorgestellt! Eine gute Chance zur "ökonomischen Volksaufklärung" wurde vertan.
Der Autor ist Wirtschaftsphilosoph, Hochschullehrer und Publizist. Er lehrt als Honorarprofessor an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam und arbeitet bei "Die Familienunternehmer – ASU e. V."
Ich danke Herrn Prof. Habermann für die freundliche Erlaubnis, den Kommentar hier vollständig wiedergeben zu dürfen.
Die Originalversion steht im Archiv der Welt