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Gegen die Wünsche eines großen Teils der Öffentlichkeit – tatsächlich sind es einer kürzlichen Umfrage zufolge 85 % – hat die Regierung einem Waffenstillstand für Gaza zugestimmt.
Die Faschisten der Zukunft werden sich Antifaschisten nennen.
Ursprung unbekannt. Wird oft Ignazio Silone oder (zu unrecht) Winston Churchill zugeschrieben.
Schon eilen deine Söhne herbei; deine Zerstörer, deine Veröder, schon fahren sie von dir aus.
Jesaja 49:17 (Martin Buber)
Man kann nicht gleichzeitig Zionist und ein Linker sein.
Anton Shammas, in Israel geborener arabischer Dichter
Jetzt wo der vom Krieg aufgewirbelte Staub sich setzt, ist viel leichter zu erkennen, was Israel in den vier blutigen Kampfwochen nicht erreichen konnte, als, was es erreichte.
Es stimmt, Israel fügte Gaza immens höheren Schaden zu als es selbst erlitt. Und trotzdem zeigen Umfragen, daß mehr Israelis glauben, Israel habe den Krieg nicht gewonnen, als das Gegenteil.
Eindeutig fehlgeschlagen ist, das Ende der Raketenangriffe zu erzwingen. Sie regneten bis zum letzten Kampftag in nie dagewesener Breite über das Land. Es mißlang, die obere Befehlskette und Leitung der Hamas zu unterbrechen. Gescheitert ist der Versuch die Kampfkraft der Hamas zu brechen. Von einer vermuteten Truppenstärke von 20 000 sind lediglich wenige hundert getötet worden. Große Zweifel bleiben vielen, wie weit die Bedrohung durch die Tunnel ausgeschaltet werden konnte, und wie schnell sie wieder erneuert werden können.
Widergespiegelt wird das von einem tiefen Gefühl der Verunsicherung im Süden. In der Tat meldet Channel 10 News, fast ein Viertel der Bevölkerung weiter Teile des westlichen Negev überlege, den Süden zu verlassen und in andere Teile Israels oder ins Ausland zu ziehen.
Israel schaffte es nicht, dem Feind beeindruckende – wenn auch kurzlebige – Erfolge zu versagen wie die Unterbrechung der internationalen Luftverbindungen. Es versorgte seine Gegner Woche für Woche mit drastischen Bildern von Zerstörung als Propagandamunition gegen sich im laufenden Krieg, um damit den Jüdischen Staat zu delegitimieren und weltweit den Haß auf Juden anzustacheln.
Für diesen erbärmlichen Ertrag zahlte Israel einen hohen Preis – verwirkte die Leben Dutzender seiner besten Söhne – aufgezwungen von einem Gegner der rüstungs- und zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen war, eingeklemmt in ein begrenztes Gebiet, mit dem Rücken zum Meer und ohne Fluchtweg.
Kein Wunder, daß sich bei der Öffentlichkeit trotz der aufgeblasenen Prahlerei der politischen Führung kein Gefühl des Sieges einstellen will.
Neben den mageren Erträgen auf dem physischen Gefechtsfeld zeichnet sich an der diplomatischen Front eine kommende Katastrophe ab und Israel erntet die Früchte seiner jahrzehntelangen Pflichtvergessenheit darin, der Welt sein zutiefst gerechtes und gerechtfertigtes Anliegen vorzulegen.
Quer durch die Welt baut sich eine rasch wachsende antiisraelische Gesinnung auf. Es kamen scharfe Rügen aus Großbrittanien, tiefe Verdammnis aus Frankreich, die Absage eines Präsidentenbesuches aus Ecuador und erneute Versuche, Offiziere der IDF für angebliche Kriegsverbrechen anzuklagen.
Alles andere als unglaubwürdig ist eine Befürwortung wenigstens eines Teils der Hamas-Forderungen – egal wie abseitig – bei den Gesprächen in Kairo; daß sie den Verhandlungen greifbare Erfolge abringen und Israel gezwungen wird, sie einzuräumen; und daß sie aus der Operation Protective Edge zwar ramponiert aber mit insgesamt sichtbar erhöhtem Ansehen hervorrgehen – genau wie aus den vorhergegangenen Runden 2008/9 und 2012.
Im Lichte dieses trüben Ausblicks ist höchstwahrscheinlich diese Runde nicht der letzte der Kämpfe gewesen.
Jetzt ist keine Zeit für Gemeinplätze und eine gekünstelte Harmonie. Jetzt ist die Zeit für ein unerschütterliches Streben nach Wahrheit, egal wie schmerzhaft.
Wir werden nur dann eine tragfähige Lösung für Gaza finden, wenn wir die Wahrheit hinter jener Lage erkennen und ihre Bedeutung für den Schutz des Staates.
Viel Blut wurde schon durch diese beklagenswert verfehlte politische Linie vergossen, noch weit mehr wird es in Zukunft sein, es sei denn diese Richtlinie würde neu gefaßt.
Die Verantwortung für das vergossene Blut tragen allein die Urheber jener verfehlten Politik, der bis jetzt gefolgt wurde, einer Politik, die auf einer völligen Mißachtung der Wahrheit gründet. Für das Blut, das sie in Zukunft vergießen, wird Rechenschaft von denen gefordert werden, die sich immer noch weigern, zu den notwenigen Maßnahmen zu greifen, die immer noch die Tatsachen nicht wahrhaben wollen und sich weigern, die Richtung mit dem Kompaß der Wahrheit zu bestimmen.
Die Wurzeln des Bluevergießens der letzten beiden Jahrzehnte lassen sich direkt bis zu der Doktrin – genauer dem Dogma – des Land für Frieden zurückverfolgen und zu der Vorstellung, die Araber könnten irgendwie von ihren judenfeindlichen Bestrebungen abgebracht werden – wenn Israel Land für ihre Selbstverwaltung aufgibt.
Dieser tödliche Wahn hat mehr als zwanzig Jahre lang Tod und Zerstörung in ungekanntem Ausmaß über Araber und Juden gleichermaßen gebracht: Der ursprüngliche Rückzug unter dem Oslo-Abkommen von 1993 entfachte ein Blutbad auf Israels Straßen.
Die Gewalt schaukelte sich in beispiellose Höhen auf und gipfelte in einer zweiten Intifada, die Israel 2002 die Operation Defensive Shield in Judäa und Samaria aufnötigte. Dieser Einsatz führte auf beiden Seiten hunderte von Toten und Verletzten herbei und brachte die (unbegründete) Unterstellung eines Genozids in Jenin hervor.
Der zweite Libanonkrieg (2006), ausgelöst 2000 durch die Kapitulation der Regierung vor dem Gezeter der Protestbewegung Vier Mütter und die ungebührliche Flucht der IDF aus dem Südlibanon hinterließ 160 tote Israelis und tausende Verwundete.
Weitere aufeinanderfolgende Runden der Gewalt in Gaza schlossen sich an – Operation Cast Lead (2008/9), Operation Pillar of Defense (2012) und nun Operation Protective Edge (2014).
Das Muster ist von deprimierender Klarheit. Immer wieder wird uns erzählt, wenn Israel die arabischen Rückzugsforderungen akzeptierte würde Friede herrschen.
Aber das Ergebnis nach jedem Rückzug ist Krieg.
Vielleicht eines der schlagendsten Beispiele, wie weit die Vertreter dieses tödlichen Wahns vom Boden der Tatsachen abgehoben haben, bietet der Schriftsteller Amos Oz, der Liebling und Guru der kultviert eleganten Ränge der Gersellschaft.
Einige Monate vor dem peinlichen einseitigen Rückzug aus dem Libanon in 2000 interviewte Ari Shavit für die Haaretz Oz über die Bedeutung der „emotionalen Empfindsamkeit in der Politik“.
In diesem Interview trug er unter der befremdlichen Überschrift „Versucht es mit ein wenig Zärtlichkeit“
eine blamable, törichte Einschätzung der Situation vor, die sich als hoffnungslos desinformiert ex-ante und in absurder Weise wirklichkeitsfremd ex-post erwies. „In dem Moment, wo wir den Südlibanon verlassen, müssen wir das Wort ‚Hisbollah‘ aus unserem Wortschatz streichen, denn die Vorstellung ‚Staat Israel gegen Hisbollah‘ war von Anfang an eine Torheit. Sie wird mit Sicherheit keine Bedeutung mehr haben, nachdem Israel hinter seine international anerkannte Nordgrenze zurückgekehrt ist.“
Wie läuft diese Prophezeiung für dich, Amos? Doch trotz ihrer blutbefleckten und schockierenden Fehlschläge und trotz des Trauerspiels, das sie regelmäßig wieder anrichtet, klammert sich die Linke in Israel verzweifelt an ihre widerlegte zwanghafte Doktrin des Land für Frieden.
In der Machtfülle ihrer intellektuellen Tyrannei, des Würgegriffes, in dem die Linke die Gerichtsbarkeit, die etablierten Medien und große Teile der Wissenschaft hält, (daher ihre Vormachtstellung über den politischen Diskurs des Landes,) zwang die Linke ihre Geisteshaltung einer Reihe aufeinanderfolgender Regierungen auf.
Zwischen Begeisterung und Widerwillen schwankend erweisen sie sich als abgeneigt oder außerstande, das gefährliche Trugbild, das selbst die Fundamente des zionistischen Projektes aufs Spiel setzt, abzuschütteln.
Das Festhalten an der schändlichen Lust, jüsches Land gegen arabischen Frieden zu tauschen, kann nicht länger als wohlmeinende Naivität entschuldigt oder gebilligt werden.
Im Lichte objektiver Erfahrung kann das dauerhafte Festhalten daran, trotz seines schamlosen Scheiterns und vielmaligen Versagens, nur unter der Annahme von entweder blödsinnigen oder böswilligen, entweder hirnrissigen oder heimtückischen Antrieben erklärt werden.
Hätten die Land-für-Frieden Jünger ihren Willen gehabt, dann befänden wir uns jetzt in einer wirklich gefahrvollen Lage.
Hätten wir ihrem Ersuchen nachgegeben, die Golanhöhen an Bashar Assad abzutreten – einen Mann, mit dem man, wie uns versichert wurde, ins Geschäft kommen könne, denn er hat im Westen Medizin studiert und surft im Internet – stünden wir dem Schreckgespenst von Abteilungen der Al-Qaida direkt oberhalb des Sees Genezarat mit Blick auf Tiberias gegenüber. Hätten wir die Höhen von Judäa und Samaria abgetreten, worum sie uns anflehten, könnten wir leicht Truppen der Islamischer-Staat-Gruppe auf den Hügeln gegenüberstehen, mit Blick auf den Großraum Tel Aviv, dem Flughafen Ben Gurion in Reichweite ihrer Mörsergranten und hunderten von Tunneln unter dem Schutzwall hindurch.
Im Unterschied zu Gaza, dessen Grenze rund 60 km lang ist und das an den dünn besiedelten Süden grenzt, hat die Grenze zu Judäa-Samaria eine Länge von 400--500 km und schließt an die dicht besiedelte Küstenebene an, mit ihren verstopften Verkehrsadern und leberswichtiger Infrastruktur.
Ohne G"ttes Gnade (oder einfach Glück) stünde Israel heute dieser grausligen Lage gegenüber – dank des „Friedenslagers“ und seiner bedrohlichen, kindischen und bockigen Neigung zum „Frieden in unserer Zeit“
.
Es ist nicht länger möglich, echte Sorge um Israels Überleben als Nationalstaat mit dem unermüdlichen Beistand der Linken für einen palästinensischen Staat zu vereinbaren.
Die Ereignisse der letzten Jahre – vor allem die der letzten Wochen – haben jeden berechtigten Zweifel an der Unvereinbarkeit der beiden Positionen ausgeräumt, es sei denn unter traumtänzerischen, also unrealistischen und unverantwortlichen Annahmen.
Es spielt keine Rolle, wer die widerlegte und gefährliche Vorstellung befürwortet, wie hoch seine Stellung ist oder wie beeindruckend seine Verdienste. Wenn überhaupt belegt das letzte halbe Jahrhundert israelischer Geschichte das Gegenteil, daß eine berühmte Vergangenheit und vergangener Ruhm keine Garantie sind für Umsicht in der Gegenwart.
Es war schließlich Premierminister Yitzhak Rabin, der Held des Sechstagekrieges, der die Tragödie und das Trauma des Osloer Friedensprozesses hervorrief.
Es war Premierminister Menachem Begin, der unermüdliche Anführer im jüdischen Untergrund, der den Sinai abtrat. Derzeit auf dem Weg einer der gewalttätigsten Orte auf dem Angesicht der Erde zu werden, angelehnt an Israels lange Südgrenze und dabei, den Tourismus in Eilat auszulöschen hat dieser Raum den Handel mit Menschen und menschlichen Organen zu seinem Wahrzeichen gemacht.
Premierminister Arik Sharon, der Held des Yom-Kippur-Krieges, warf Gaza ab und hinterließ es als furchterregende Garnison für islamische Radikale, die die Zerstörung und Entvölkerung großer Teile des südlichen Israel herbeiführten.
Premierminister Ehud Barak, der höchstdekorierte Soldat der IDF, wies die IDF zur Flucht aus dem Südlibanon an, überließ Israels beständigste Verbündete der zärtlichen Obhut von Irans Stellvertreter Hisbollah und ließ zu, die Gegend in ein waffenstarrendes Arsenal zu verwandeln, das die Sicherhait von ganz Israel und der Einwohner des ganzen Landes bedroht.
Wenn also namhafte Krieger wie Generalmajor der Reserve Amos Yadlin und Vizeadmiral der Reserve Ami Ayalon ihre Unterstützung für einen palästinensischen Staat zum Ausdruck bringen, dann sollte ihr Rat mit der gesunden Skepsis gehört werden, die die verhängnisvollen Fehler ihrer früheren Waffengfährten offenkundig rechtfertigen.
In Wahrheit ist die Sorge der Linken um humanitäre Werte nicht echt. Das, wonach sie allein streben, ist die Vorherrschaft über das politische System. Das allein ist der Grund, warum sie jede Debatte und jeden Dissens als Demagogie abwürgen wollen.
Sie sind eher gewillt, friedliche Palästenser endlosen Runden von Tod und Zerstörung zu unterwerfen als sie an sichere Orte umzusiedeln, wo sie ein besseres Leben für sich und ihre Familien aufbauen könnten, frei von der grausamen Umklammerung durch die korrupten Rotten, die sie über Jahrzehnte irregeführt haben. Lieber, als über Möglichkeiten für eine menschenwürdige Wiedereingliederung und wirtschaftlichen Aufbau nachzudenken, verewigen sie das palästinensische Dilemma.
Lieber als die verhängnisvolle und fehlgeschlagene Formel des „Land für Frieden“ aufzugeben, verunglimpfen sie konstruktive Gegenvorschläge als faschistisch und und als ethnische Säuberung.
Das ist es warum die Linke heute absurd (ihre Doktrin), abstoßend (ihr Verhalten) und lebensgefährlich (die Folgen ihres Tuns) ist.
Martin Sherman (www.martinsherman.org) ist der Gründer und geschäftsführende Vorstand des Israel Institutes für strategische Studien. (www.strategic-israel.org)
Das englische Original steht in meinem Blog und die Quelle ist The Jewish Leadership Blog und The Jerusalem Post .