Schicksal der deutschen Heimatvertrieben wird politisch mißbraucht

Von Dr. Walter Kreul, Germering

Man kann – im Gegensatz zu einer weit verbreiteten, ständig wiederholten Behauptung – jederzeit alles mit allem vergleichen. Nicht zulässig und mißbräuchlich ist aber eine Gleichsetzung von ungleichem.

Leserbrief in der Preußischen Allgemeinen Zeitung vom 2017-01-27

Zum Seitenende      Übersicht Fundstücke      Home & Impressum

In seiner überaus treffenden Analyse der politischen „Wetterlage“ weist der Meteorologe Wolfgang Thüne unter anderem darauf hin, daß gedankenlose Zeitgenossen immer wieder Parallelen zwischen den deutschen Heimatvertriebenen und den heute ins Land strömenden Asylanten zu ziehen versuchen. Dies geschieht natürlich nicht, um auf das bittere Los der Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg aufmerksam zu machen, sondern soll wohl bei der hiesigen Bevölkerung die Akzeptanz für die Flüchtlinge aus asiatischen und afrikanischen Ländern erhöhen.

Die deutschen Heimatvertriebenen waren größtenteils bis in die 1950er-Jahre hinein auf engstem Raum in Lagern untergebracht, schliefen auf Strohsäcken, litten unter Hunger und Kälte. Von Schlägereien unter ihnen oder Angriffen auf das Lagerpersonal ist, im Gegensatz zu den Vorkommnissen in Asylantenunterkünften, nichts bekannt. Auch nichts darüber, daß sie Nahrung zum Fenster hinausgeworfen hätten, weil ihnen das Essen nicht schmeckte, oder daß sie Strohsäcke angezündet hätten, weil ihnen die Unterbringung nicht paßte.

Es ist nichts von Jugendlichen unter den Heimatvertriebenen überliefert, die sich bei öffentlichen Veranstaltungen zu Hunderten zusammengerottet hätten, an Frauen vergingen und derentwegen die Polizei in Armeestärke anrücken mußte, um weitere Übergriffe zu verhindern. Unter den Heimatvertriebenen haben sich auch keine „Gefährder“ oder Gewalttäter befunden, derer man mit Fußfesseln oder Haft hätte Herr werden müssen.

Für die deutschen Heimatvertriebenen standen bei ihrer Ankunft in Restdeutschland keine Betreuer, Helferkreise, Familienlotsen oder Psychologen zum Bewältigen von Traumata bereit. Im Gegenteil, nicht selten wurden sie von der einheimischen Bevölkerung mit großem Mißtrauen beäugt, als Zigeuner, Rucksackdeutsche und hergelaufene Habenichtse beschimpft. Ihre Stellung in der Gesellschaft mußten sie sich in den Jahrzehnten danach bitter erkämpfen. Begriffe wie „Willkommenskultur“ oder „Integrationsangebote“ waren für sie absolute Fremdwörter.

Kurzum, jeglicher Vergleich, jegliche Gleichsetzung der damaligen Verhältnisse mit der heutigen Situation stellt einen eindeutigen Mißbrauch des Schicksals der Heimatvertriebenen und damit ihre ultimative Verhöhnung dar.

Zum Anfang      Übersicht Fundstücke      Home & Impressum

Viewable With Any Browser Valid HTML 4.01! Valid CSS!