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Heute im Bildblog erklärte Peter Frey, der Chefredakteur des ZDF, er sehe seine Aufgabe nicht darin, jemanden erziehen zu wollen.
Laut Aussagen des ZDF-Chefredakteurs Peter Frey wird der AfD-Politiker Björn Höcke zukünftig zu keiner ZDF-Talkshow eingeladen. Laut einer Vorabmeldung der „Zeit“ habe Frey erklärt: „Wir Medien haben niemanden zu erziehen. Aber wir müssen zeigen, wo die Grenzen demokratischer Gesinnung verlaufen.“
Dazu kann ich nur wiederholen, was ich schon oft gesagt habe:
Wenn das, was manche Politiker von sich geben, nichts ist als dumpfe Hetze, Menschenverachtung und Volksverhetzung, dann ist das beste und einzige Mittel dagegen, sie in die Öffentlich zu stellen und sich selbst blamieren und bloßstellen zu lassen. Sollten deren Lügen an eine gewisse rhetorische Begabung zum Verschleiern gekoppelt sein, dann läßt man sie am besten nicht allein auftreten, sondern zusammen mit gebildeten politischen Kontahenten und einem geschulten Moderator, die dann alle Unwahrheiten und Widersprüche aufdecken und offensichtlich werden lassen. Geheimhaltung macht solche Leute nur interessant und befördert ihren Mythos. Was sagt es uns also, wenn genau das nicht geschieht?
Interessant und aufschlußreich ist jedenfalls das Geheul der Politisch Korrekten, wenn einer der ihren den Grundsatz nicht nur für sich in Anspruch nimmt, sondern tatsächlich einmal umsetzt. Siehe dazu einen anderen Eintrag im Bildblog vom selben Tag :
Der Radiosender SWR3 hat Flugreisen nach Thailand verlost und ist dafür kritisiert worden. Teilweise aus dem eigenen Haus: SWR-Intendant Kai Gniffke berichtet von einer Mail einer Kollegin, die es „höchst problematisch fände, dass wir solche CO2-intensiven Reisen auch noch promoten“. Gniffke habe der Kollegin geantwortet und breitet seine Argumentation auf erstaunlich unterkomplexe Weise in seinem Blog aus: „Gehört es zu unserem journalistischen Auftrag dazu, Menschen von Flugreisen abzubringen? Meine Antwort: Nein.“
Zum Thema Volkserziehung möchte ich noch zwei weitere, in beiden Fällen etwas ältere Quellen zitieren. Die erste stammt aus dem Buch Patentöchter [1] von Corinna Ponto und Julia Albrecht, oder genauer dem daraus gebildeten WDR-Hörspiel . In Ihrer Gerichtsverhandlung 1991 in Stuttgart-Stammheim erklärte Susanne Albrecht:
„Ich möchte das Wesen der Struktur sowie der Politik der RAF insgesamt mit dem Wesen des Stalinismus gleichsetzen. Ausdruck davon ist unter anderem die Arroganz, zu meinen, stets das richtige zu wollen und zu tun, und sich damit selbstherrlich über Realität, Anstand, menschliche Gefühle und Bedürfnisse hinwegzusetzen. Der Mut und die Ehrlichkeit derjenigen, die heute noch RAF sind, einzugestehen, daß durch sie die Probleme der Gesellschaft und der globalen Politik kein Bißchen entschärft wurden sondern diese Hinrichtungspolitik immer nur das Gegenteil bewirkte, wären jetzt angesagt.“
Völlig unabhängig davon, ob diese Worte ehrlich gemeint oder prozeßtaktisch geäußert wurden – ich kann und will das nicht beurteilen – beschreiben sie die Realität. Ich habe diese Zeit als Abiturient und Erstsemester miterlebt und ich kenne die 68-er, die Generation mit der fast durchgängigen klammheimlichen Sympathie, als meine jüngsten Lehrer. Genau so arrogant und selbstherrlich wie oben beschrieben habe ich sie schon damals erlebt und erfahre ich sie jetzt im Rentenalter immer noch. Es ist nicht verkehrt, im Versuch, frühzeitig politische und gesellschaftliche Entwicklungen zu erkennen, auf die zu hören, die im Gegensatz zu meinem eigenen, behüteten und verwöhnten Umfeld Erfahrungen mit totalitären Dikturen sammeln mußten. Der Pfarrer Theo Lehmann erinnert sich an seine Weihnachtspredigt 1989 in der Chemnitzer Lutherkirche:
Es ging um Kapitel 3 der Offenbarung und das Thema „Wach auf!“, und ich sagte unter anderem: „Freiwillig hat die SED uns keinen Millimeter Freiheit eingeräumt. Deshalb müssen wir wachsam sein! Wachsam, damit die nie wieder die Macht kriegen, egal unter welchem Namen sie auftreten. Denn Menschen, die uns vierzig Jahre lang“, die DDR war 1949 gegründet worden, „belogen haben, glauben wir kein Wort. Können wir nicht vertrauen, dürfen wir nicht vertrauen! Mißtrauen und Wachsamkeit gegenüber allen, die bisher über uns geherrscht haben, ist die erste Bürgerpflicht! Das ist der Preis der Freiheit.“
Längst ist zusammengewachsen, was von Anfang an zusammengehörte, und was in der Euphorie von 1989 nur wenige sahen, kann heute jeder erkennen, der nicht fest und aktiv davor die Augen verschließt.
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