Vorab, da ja heute wieder allein ad hominem geurteilt wird und es nur darauf ankommt, wer etwas sagt, und nicht, ob er es auch begründen kann: Mit allem, was ich weiß, und nach Lektüre großer Teile der wissenschaftlichen Primärliteratur halte ich die neuentwickelten Impfungen für hoch wirkungsvoll und für, zumindest relativ zum Nutzen, sehr nebenwirkungsarm. Ich selbst bin jetzt dreimal geimpft und empfehle dasselbe auch allen anderen Erwachsenen. Ich bin aber weder allwissend noch unfehlbar und maße mir nicht an, jeden anderen, dessen Meinung ich für falsch halte, für dumm zu erklären und ihm meine Sicht mit Gewalt aufzwingen zu dürfen.
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Wir haben heute wieder einen absolutistischen Wahrheitsanspruch, der nur eine Sicht und nur eine Meinung zuläßt. Jeder, der auf derselben – immer unklaren, immer unvollständigen, immer in Teilen widersprüchlichen – Datengrundlage zu anderen Schlüssen gelangt als ich oder zu einer anderen persönlichen Bewertung der Handlungsoptionen, ist ein Dummkopf, schlimmer ein Häretiker, der mit aller Konsequenz, bis zum Scheiterhaufen, bekämpft werden muß.
Tatsächlich bin auch ich nicht ohne Grund und nicht ohne Beispiele nennen zu können allen ganz neuen Entwicklungen und modischen Hypes gegenüber skeptisch. Wo keine Notlage zum Handeln zwingt, warte ich lieber erst einmal ab und beobachte. Nicht selten stellen sich bei einer hochgelobten neuen Behandlungsweise doch Probleme heraus und man kehrt, wenigstens teilweise, zum lange Bewährten zurück.
So lese ich gerade in der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen :
„Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson wegen Nebenwirkungen nicht mehr empfohlen“
„Dutzende Fälle und mindestens neun Todesfälle seien in den vergangenen Monaten festgestellt worden. Am häufigsten treten die Komplikationen bei Frauen zwischen 30 und 49 Jahren auf. Laut den Daten der FDA kann es etwa einmal bei 100.000 verabreichten Dosen zur Bildung eines Blutgerinnsels kommen.“
Dazu ist erst einmal zu sagen, 100 000 Impfungen vermeiden im Mittel über die Altersgruppen mehr als eine schwere Coviderkrankung, der Nutzen überwiegt also. Daneben steht der Johnson-Impfstoff auch aus anderen Gründen schon länger in der Kritik. Anfangs aber, als er in Deutschland angeboten wurde, war er genauso hoch gelobt wie die übrigen auch und wurde jeder mit Bedenken genauso als Dummkopf und Aluhutträger verunglimpft wie die Skeptiker heute.
Ich denke übrigens genauso über diejenigen, die aus puren, von keinem Wissen beleckten Vorurteilen die Kernenergie und Lebensmittel aus gentechnisch veränderten Pflanzen ablehnen, also große Teile unserer Journalisten vom hohen Roß, aber ich maße mir nicht an, diesen Menschen solche Lebensmittel mit Gewalt einzuflößen.
Vor allem aber möchte ich an einen Fall erinnern, der bis heute weitgehend totgeschwiegen wird. Zum Plötzlichen Kindstod findet man heute:
Im Jahr 2019 starben in Deutschland 107 Kinder am Plötzlichen Kindstod. Vor 30 Jahren starben noch über 1000 Kinder pro Jahr am Plötzlichen Kindstod. Dies zeigt, wie wirkungsvoll einfache präventive Maßnahmen sind.
und erhält den Rat
„Immer auf dem Rücken und im Babyschlafsack![1]“
„Diese Maßnahme allein vermindert das Risiko des plötzlichen Säuglingstodes um mehr als 50 Prozent!“
Was dort nicht steht ist, daß vor der großen Welle um 1990 die Zahlen früher schon genauso niedrig waren wie heute. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie wir damals im Schwangerschaftskurs ermahnt wurden, unser Kind nie und niemals auf dem Rücken schlafen zu lassen. Der Tonfall dabei war genauso verachtungs- und haßerfüllt gegen die Idee, es doch tun zu wollen, wie heute über die „Covidleugner“. Bei uns ging es gut, dennoch ärgere ich mich heute, damals auf „die Wissenschaft“ und nicht mein Bauchgefühl gehört zu haben, denn ich hätte es besser wissen können und müssen.
„Schon immer“, mindestens bis zurück zur Generation meiner Großeltern schliefen Kinder, und auch ich selbst damals, auf dem Rücken. Das Wissen erfahrener alter Frauen und Großmütter sollte trotz allen Fortschritts nie gering geachtet werden.
Meine neugeborene Tochter wollte nicht auf dem Bauch liegen und hat sich mit allen ihren schwachen Mitteln dagegen gewehrt. Selbst umdrehen konnte sie sich noch nicht, aber auf dem Rücken war sie spürbar glücklich. Es tat mir immer weh, ihr diese Gewalt antun zu sollen.
Kinder in Bauchlage bekamen fast ausnahmslos deformierte Füße. In dem jungen Alter wuchs es sich spätestens beim ersten Laufenlernlernen stets von selbst aus und hatte fast nie irgendwelche Folgen. Ein klares Warnzeichen, daß da etwas nicht normal sein konnte, war es aber dennoch.
All das habe ich ignoriert und mich „den Fachleuten“ gebeugt. Bis heute hat sich die Ärzteschaft nicht bei den zehntausenden hinterbliebenen, trauernden Eltern für ihren zweifelsfrei falschen und schädlichen Ratschlag entschuldigt.
Nein, ich werde ganz gewiß nicht bei der Beschimpfung, Verunglimpfung und Ausgrenzung von Skeptikern mitmachen, die sich bei etwas vollkommen Neuem erst einmal zurückhalten und abwarten. Ich halte im konkreten Fall deren Entscheidung für falsch und die Impfung für richtig, aber wie oben gesagt bin ich nicht unfehlbar und habe mich selbst in der Vergangenheit durchaus schon geirrt. Vom Totalitarismus und der Zwangsbeglückung bin ich kuriert. Den einen deutschen haben meine Eltern und Großeltern erlebt, den anderen konnte ich selbst, wenn auch nur als privilegierter und geschützter Besucher, miterleben. Die Freiheit, der Meinung der jeweiligen Mehrheit nicht folgen zu müssen und eine eigene Meinung haben zu dürfen, und das Recht auf körperliche Unversehrtheit wurden nicht ohne Grund mit höchstem Rang in unserem Grundgesetz festgeschrieben.
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Ich habe im Leben noch nie einen „Babyschlafsack“
gesehen und weiß nicht, was das sein soll. Hunderte Generationen von Säuglingen sind lange vor der Kindstodwelle bestens ohne ausgekommen und ich bezweifle sehr, daß der etwas damit zu tun haben soll. Eine Mode mehr, die vorübergeht.
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