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Hier sehen Sie ein Standbild aus einem kurzen Video der Ansprache von Sahra Wagenknecht am 2022-09-07 in Berlin Schöneberg. Es soll hier einmal nicht um den Inhalt gehen sondern ein nebensächliches Detail, ihre Handtasche. So oder so ähnlich wurden in den Großstädten vor gut dreißg Jahren, ich war gerade junger Vater geworden, alle Damenhandtaschen getragen. Stramm am kurzen Riemen vor Bauch oder Brust, das sah man vielleicht bei ängstlichen Siebzigjährigen oder bei globetrottenden Rucksackreisenden in Ländern mit hoher Kiminalität. Aber wie heute, bei eleganten jungen Frauen auf dem Weg zu einem geselligen Abend in der Innnenstadt, das wäre unvorstellbar gewesen.
Die bekannte Legende vom Frosch im langsam erwärmten Kochtopf ist zwar kompletter Unsinn, als Gleichnis für die menschliche Wahrnehmung ist und bleibt sie aber wahr. Meiner Tochter kommt die heutige Angst und Vorsicht in Städten und öffentlichen Verkehrsmitteln ganz normal vor – daß es einmal anders war, will sie nicht glauben und kann sie sich nicht vorstellen. Die Änderungen der letzten zwanzig Jahre und beschleunigt seit 2015 geschahen zu langsam, als daß Menschen, die nicht sehr bewußt darauf achteten, sie wahrgenommen hätten.
Das galt natürlich nie für alle. Es gab klarsichtige Beobachter, die frühzeitig auf den Verlauf hingewiesen haben. Daß die sich damals als rechtsradikale Schwurbler mit vollkommen abseitigen Fake News hervorgetan haben, das weiß noch heute jeder. Mit Zitaten von solchen braucht man gar nicht erst anzufangen. Was genau sie gesagt haben weiß heute keiner mehr und demnach sieht auch niemand, was alles genau wie vorhersagt jetzt eingetreten ist. Das liegt nicht nur an der Vergeßlichkeit. Schon seinerzeit wurde zwar in Presse und Fernsehen lautstark über deren Äußerungen berichtet, jedes wörtliche Zitat aber gescheut wie das Weihwasser.
Leider habe ich mir fast nichts damals gesichert, es schien mir einfach zu trivial und zu offensichtlich, als daß es sich lohnen würde. Das Ausmaß der Blindheit und des bewußten Wegsehens habe ich seit jeher stets unterschätzt, weil es mir immer unvorstellbar schien.