Weiter unten folgen datierte Bemerkungen, die ich meiner täglichen Darstellung des Verlaufes der Kölner Fallzahlen hinzugefügt hatte. Im Rückblick sehe ich – wider die Erwartung – wie alle meine gemachten Prognosen punktgenau zutrafen.
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Vom 1. März bis zum 20. September hatte die Stadt Köln auf ihrer Überblicksseite täglich vier Zahlen genannt:
Aus jeweils drei der Angaben konnte man als Prüfsumme die Vierte errechnen. (Bis zum 4. April war noch als Fünftes die aktuelle Zahl der häuslichen Quarantänen[2] dabei. Die wurde danach sogar rückwirkend gestrichen. Siehe unten zum 2020-05-19 nebst Fußnote.) Nur haben die Kölner Verantwortlichen ganz offenbar nicht das geringste Interesse an Korrektheit und Fehlerfreiheit ihrer Angaben. Selbst offensichtliche (Schreib-?)Fehler blieben tagelang – bis zu meinem Hinweis – unberichtigt. Man könnte dagegen die Sorgfalt verbessern – Köln läßt stattdessen seit dem 21. September die vierte Zahl einfach weg und macht damit jede Plausibilitätskontrolle unmöglich.
Seit Anfang Juni, seit jetzt fast vier Monaten, gibt es in Köln einen ungebrochenen exponentiellen Wiederanstieg mit einer Verdoppelungszeit von rund dreißig Tagen. Im logarithmischen Diagramm (rechts) ist er unübersehbar, aber die Stadt zeigt Daten vorsätzlich und wider besseres Wissen ausschließlich linear (links):
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Nachtrag im Februar: Mit den Diagrammen vom 17. Januar (linear) und 22. Februar (logrithmisch) wird der Unterschied in der (Un-)Sichtbarkeit des wahren Verlaufes noch deutlicher. Insbesondere wird der „plötzliche und überraschende“
Anstieg vom Okober als vorsätzliche Täuschung und Lüge entlarvt.
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Etwa vom 12. September an wird der Anstieg auch im linearen Diagramm unübersehbar. Bis Sonntag den 20. schnellte die Zahl der aktiven Infektionen steil von 300 auf 460. Über das Wochenende gibt es keine Pressemeldungen und keine Zeitungsnachricht – an diesem Wochenende gegen die bisherige Gewohnheit auch kein Weiterführen der Übersicht. Und mit welcher Überschrift öffnet der Stadt-Anzeiger am Montag 21. September?
„Corona-Fälle in Köln: Zahl der bestätigt akut Infizierten sinkt auf 436
Während am Sonntag noch 460 Kölner an dem Virus erkrankt waren, sank die Zahl der aktuell Infizierten heute auf 436.“
Und welche Überschrift wählt die Stadt für ihre Pressemeldung für Mittwoch den 23. September?
„Inzidenzzahl sinkt“
Heute, am Freitag, geht es genauso weiter. Die Überschrift im Stadt-Anzeiger lautet:
„Inzidenzzahl ist deutlich auf 28,8 gesunken“
Um die Verwirrung und Desinformation des Lesers komplett zu machen, wird gleich noch eine Lüge daraufgesetzt[3]: „Die Inzidenzzahl ist erstmals wieder deutlich unter 30 auf nunmehr 28,8 gesunken. Das bedeutet, dass sich im Durchschnitt der vergangenen sieben Tage 28,8 Personen auf 100.000 Einwohner mit dem Coronavirus infiziert haben.“
Natürlich ist die sogenannte Inzidenzzahl, eine reine Phantasieangabe, die neben Verdoppelungszeit und Reproduktionszahl allein zur Verwirrung des Bürgers zusätzlich geschaffen wurde, nicht der Durchschnitt der letzten Woche sondern die Summe.
Wir haben seit jetzt vier Monaten einen kontinuierlichen Anstieg mit einer regelmäßigen Verdoppelung alle 30 Tage überlagert von kurzfristigen Schwankungen. Die Grundtendenz wird konsequent verschwiegen, aber jeder kleine kurzfristige Einbruch als scheinbarer Erfolg gefeiert. Wenn es keinen Trendwechsel gibt, worauf derzeit nicht das geringste hinweist, werden wir in rund 23 Tagen die ebenfalls rein willkürlich gesetzte Grenze von 50 überschreiten. Das ist seit mindestens zwei Monaten klar vorhersehbar, aber erst dann wird es dem Bürger als völlige Überraschung präsentiert werden.
„Beim Sprung aus dem zehnten Stockwerk ist gegen alle panikmachenden Warnungen alles folgenlos gutgegangen. Wir sind jetzt schon neun Stockwerke gefallen und haben keinerlei Schaden erlitten.“
Es ist mir vollkommen unbegreiflich, was mit dieser Form der Staatspropaganda eigentlich bezweckt werden soll.
Natürlich sind die weitverbreiteten Verschwörungsphantasien größtenteils nichts als reinster Unfug. Aber wo kommen sie denn her? Seit März wird der Bürger von allen „Qualitätsmedien“
durch die Bank nur irregeführt und belogen – und das so plump, daß es auch dem letzten noch auffallen muß. Vor drei Tagen, am 30. August, schrieb der Kölner Stadt-Anzeiger wörtlich: „Obwohl die Zahl der aktuell Infizierten seit Mitte Juli von rund 100 auf fast 200 angestiegen ist, bleibt die Zahl der Schwererkrankten sehr konstant auf niedrigem Niveau. In der vergangenen Woche gingen die Zahlen der stationär Behandelten sogar weiter zurück.“
Das Diagramm des Verlaufes zeigt es überdeutlich: Seit Anfang Juni, spätestens seit Anfang Juli, steigen die schweren Fälle, beide, Krankenhaus allgemein und Intensivbehandlung, unübersehbar wieder an – zwar langsam aber sehr stetig. Zwei bis drei Monate lang wurde abwiegelnd das Gegenteil verkündet und jetzt auf einmal schwenkt die Propaganda wieder um. Warum soll ich als Bürger noch irgendwem glauben, wenn nach aller Erfahrung in wenigen Wochen doch wieder das Gegenteil gilt? „Wer einmal lügt, …“
haben wir alle schon als Kinder gelernt. Und genau diese Presse wird für ihren Gehorsam neuerdings mit Steuergeldern belohnt.
Hätte man die im April sehr wirkungsvollen Maßnahmen nicht schon im Mai vorzeitig abgebrochen und die Weiterverbreitung nicht bewußt provoziert, dann wäre die Zahl der Infizierten in Köln – und in Deutschland, die Kurven waren bis Mai exakt gleichlaufend – heute (24. Juli) auf 0,2, also null gefallen. Die Krankheit wäre – wie in Neuseeland – hier im Land besiegt. Wir könnten alle ohne Mundschutz und ohne Abstand wieder normal leben. Die ganz offenbar gewollte Vernichtung des Erfolgs und Umwandlung des Ausnahme- in einen Dauerzustand ist im Diagramm unübersehbar.
Betrachtet man den Verlauf der Kölner Fälle dann erkennt man – auch ohne die das Auge führenden Hilfslinen – drei klare, gerade Trendverläufe unterbrochen von zwei Übergangsbereichen. Der erste davon war das Wirksamwerden der Maßnahmen und im zweiten fällt die Lockerung zusammen mit dem Kuddelmuddel der Neubewertung und Teilkorrektur der Daten. Der jüngste Trend ist inzwischen (Ende Juni) fast drei Wochen alt und deutlich ausgebildet. Ich setze den Beginn der Regressionsrechnung bewußt nicht auf das Minimum vom 4. Juni sondern auf den 27. Mai, meinen Tag 88, den letzten großen Sprung von 72 auf 55 Fälle und deutlich vor dem letzen Abfall. Das politisch motivierte Schönen und Optimieren von Statistiken, bei dem es heute manche Wissenschaftler zu wahrer Meisterschaft gebracht haben, überlasse ich anderen. Auch dann ist der Trend klar positiv und Reff deutlich größer als 1.
Nachsatz genau einem Monat später am 23. Juli:
Inzwischen ist nach einem Monat konsequenten Wegsehens und Nichtstuns der längerfristige Trend auf genau den Wert eingeschwungen, den ich damals als pessimistischen Sensationalismus verworfen hatte. Genau wie Homers Kassandra möchte ich so gern einmal unrecht haben, aber die Götter haben die Herrscher mit Taubheit und Blindheit geschlagen und lassen das nicht zu.
Auch den kompetenten, verantwortlichen Mitarbeitern der Stadt ist all das natürlich seit spätestens Anfang Juni vollkommen klar. Sie werden es ganz sicher auch so mitgeteilt haben. Von der politischen Spitze ist der Bürger also seit fünf Wochen konsequent und vorsätzlich belogen und im Unklaren gelassen worden.
In den drei Tagen eisigen Schweigens der Pressestelle[4] wurden am relativ späten Montagabend im Stadt-Anzeiger Angaben für den Sonntag unauffällig hinter die neuen Einträge gemogelt. Am Sonntag war dasselbe schon mit Werten für Samstag passiert. Alle diese Zahlen waren unvollständig und widersprüchlich und die Presseseite der Stadt schwieg. Mindestens in der ersten Maihälfte waren deren Zahlen grob falsch. Es ist keineswegs so, als wäre das jetzt erst aufgefallen. Es war der Kölner Pressestelle seit mindestens dem 4. April bekannt[5], ziemlich sicher schon länger vorher. Erst als es sich endgültig gar nicht mehr verschweigen ließ, wurde die Zahl der Entlassungen korrigiert. Eine Qualitätspresse, die kritisch recherchiert, Daten und Zusammenhänge verständlich darstellt und damit wilden Spekulationen und abseitigen Verschwörungstheorien, die in diesem Vakuum nicht zufällig derzeit um sich greifen, das Wasser abgräbt, suchen wir weiter vergeblich.
Es bestätigt sich jetzt also unzweifelhaft: Wir stehen an fast genau derselben Stelle wie schon am 13. März. Damals haben die harten Eingriffe – mit der erwartbaren Verzögerung – eine deutliche Wirkung gezeigt und heute sollen sie unnötig sein? Dann waren sie es damals schon. Die unwiederbringlichen Verluste des Tourismus allein belaufen sich für jeden Kölner – Säuglinge, Greise und Obdachlose mitgezählt – auf rund 1200 € – für jeden Steuerzahler also mindestens das doppelte. Und die Verluste laufen über Zulieferer, Verpächter, Lohnaufstockungen und anderes am Ende alle auf die Nettozahler zurück. Wohin auch sonst? Soweit erkennbar wurde der Abfall ungefähr am zweiten Mai[6] gebrochen. Selbst wenn es überraschenderweise zu keinem scharfen Neuanstieg käme, behalten wir jetzt den derzeitigen Zustand mit all seinen Auswirkungen für unbegrenzte Zeit.
Das Fazit
Das war’s dann. Wir klettern ganz nach unten zurück und fangen, bereits geschwächt, hungrig und durstig, noch einmal ganz von vorne an. Warum eigentlich habe ich genau davor schon im März so ausdrücklich gewarnt? Denn passiert ist es mir genau so auch schon:
Es gibt einen weit geschwungenen, sanft ansteigenden, längeren Weg nach oben und eine Abkürzung direkt den steilen Hang hinauf. Nach drei Vierteln der Strecke, außer Atem und mit schmerzenden Beinen, komme ich zur Einsicht, daß das eine dumme Idee war. Was jetzt? Umkehren, zurück an den Anfang und, bereits geschwächt, noch einmal ganz von vorn anfangen? Oder das letzte, schwere Viertel auch noch schaffen? Genau da standen wir in Köln, in NRW und und in Deutschland.
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Alles in diesem Beitrag sind datierte Zitate. Ich mache deshalb jetzt nicht den Winston Smith , sondern lasse den Fehler stehen. Überall wo hier von Quarantaine gesprochen wird ist in Wirklichkeit die Isolation gemeint. Quarantaine ist eine Vorsichtsmaßnahme für nicht Getestete oder die, deren Ergebnis noch nicht vorliegt. Ich danke meinem Arzt und Freund Roger für den Hinweis. Zurück
siehe Note 1 Zurück
Es ist inzwischen vollkommen üblich geworden, in einer Weise, die selbst George Orwell noch überrascht hätte, nachträglich die Archive zu manipulieren. Beide Zitate habe ich gerade, am Freitag 2020-09-25 um 19:59 h per copy and paste aus der Onlineausgabe übernommen. Zurück
Natürlich kann es gute Gründe geben, nach zwei Monaten von täglichen Meldungen auf einen etwas weniger häufigen Rhythmus umzustellen. So ein Schritt wird allgemein aber vorher angekündigt. Einen Tag nach dem Eingeständnis eines groben, verzerrenden Fehlers erst drei Tage in tiefes Schweigen zu fallen und dann die angebliche Begründung nachzuschieben, stinkt zum Himmel. „Wir haben drei Tage gebraucht, um nach dem Finden des Fehlers wieder Ordnung in das Zahlenwerk zu bringen.“
wäre, sollte es denn stimmen, anständig, glaubwürdig und ehrlich gewesen. Was wir stattdessen jetzt sehen, ist alles drei nicht.
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An diesem Tag schrieb ich:
„
Sehr geehrte Frau …,
in Ihren Presseerklärungen betonen Sie immer wieder, daß in den Zahlen der Krankenhauspatienten auch Nicht-Kölner von auswärts enthalten sind. Das war jedem, der mitdenkt, ohnehin klar – und ist in Metropolen mit Universitätskliniken immer so – und ich betone es in meinem Blog. (Erneut: Bitte beachten Sie im Vergleich, daß man nur in der logarithmischen Darstellung und nicht auf Ihrer Seite etwas sinnvolles erkennt.)
Nachdem Sie den Hinweis gerade heute so besonders hervorheben, habe ich einen genaueren Blick auf die Zahlen geworfen.
Addiere ich die 860 Kölner Hausquarantänen, die 730 entlassenen Kölner und die 27 verstorbenen Kölner und ziehe die 1748 gemeldeten Kölner Infektionen ab, dann erhalte ich als Differenz genau die 131 gesamten Krankenhauspatienten. Andererseits haben auch die, nicht nur die Intensivfälle, einen Sprung am 29. März, dem Tag der Aufnahme aus Italien, gemacht.
Irgendetwas stimmt da nicht. Und wäre es nicht eigentlich Ihre Aufgabe, das zu merken?
Mit freundlichen Grüßen
Axel Berger“
Und die Reaktion? Ab diesem Tag wurde die Zahl der häuslichen Quarantänen verschwiegen und der Zusatz zu den Krankenhauszahlen weggelassen. Andere Änderungen? Keine. Zurück
Bis ungefähr zu dem Tag waren alle Zahlen im Zusammenspiel noch recht plausibel und sollten hoffentlich nicht zu falsch sein. Zurück