Den Opfern keinen Namen geben

2021-07-03

Warum manchen das anonyme Vergessen dekretiert wird

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Ja, sie haben richtig gelesen, der Titel ist kein Tippfehler. Wie das? Ist nicht das genaue Gegenteil allgemeiner Konsens? Es scheint so. Ein Name und ein Gesicht halten das Gedenken lebendig. Ein anonymes Opfer wird zur Statistik und fällt dem Vergessen anheim. Eine Suche nach „den Opfern einen Namen geben“ trifft hunderte von Fundstellen. Eine kleine Auswahl bilden Sachsen-Anhalt , die Frankfurter Rundschau 2011 für Utøya, Darmstadt 2012 , eine Konferenz zu NS-Opfern 2016 und die Heinrich-Böll-Stiftung 2021 .

Natürlich sind alle diese Mahnmale und Gedenkveranstaltungen auch politisch gemeint. Sie fordern zur Wachsamkeit auf und dazu, frühzeitig einzuschreiten und jede Wiederholung solcher Taten, egal von wem und gegen wen, zu verhindern. „Wehret den Anfängen“ und „Erkennet die Zeichen“ sind beliebte Parolen. Man sollte also meinen, darüber bestünde ein allgemeiner Konsens. Nicht ganz. „Wer Opfer ist bestimme ich“ sagte ein bekannter deutscher Bildungsminister schon vor vielen Jahren und dabei ist es bis heute geblieben. Manche Opfer sind auch heute noch weniger gleich. Die Polizei Unterfranken ruft jedenfalls auf, die Namen der Würzburger Opfer nicht öffentlich zu nennen.

Polizei Unterfranken auf Facebook

Allein steht sie nicht damit, die Namen deutscher Opfer in Deutschland verschweigen zu wollen. Die britische BBC tut genau dasselbe mit jüdischen Opfern in Israel und das obwohl arabische Opfer in Israel – und nur da! – stets Material für die Titelseiten abgeben.

A young Jewish yeshiva student was shot and killed while waiting at a bus stop in the Israeli territory of Area C, along with several friends who were shot and wounded. BBC News wouldn’t mention his name until a Palestinian Arab teenager was killed in the vicinity weeks later, amid a confrontation with Israeli police.

On June 11, 2021, BBC News published an article called “Palestinian teenager shot dead in clash at protest.” The name of the teenager was featured – three times – as were pictures of a Palestinian ambulance and mourning women. There were no pictures of the Jewish student, Yehuda Geutta, whose name was mentioned only once in the article.

The BBC storyline was that the Palestinian teenager was protesting “against the building of an illegal Jewish settlement near the city of Nablus.” The article would repeat several times that the settlement is “illegal” and is “occupied” by “settlers.” It would never mention that the land is in Area C, Israeli administered land as agreed to by the Palestinian Authority in the Oslo Accords.

Neu ist das ganze nicht, gerade hier in Deutschland. Ich verweise auf meinen Kommentar aus dem August 2019 und die Quelle dazu.

Wie es sich ergibt wird gerade heute in den Synagogen die Parshat Pinchas gelesen, wo es (auch) um genau dieses Thema geht, wie Rabbi Binny Freedman erklärt.

In wanting to ensure that a person’s name is not forgotten, we are trying to ensure that a person’s purpose, and their essence is not lost. And there is nothing more beautiful, nothing purer than trying to preserve a person’s purpose and essence in this world.

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