Wider das rasche Vergessen

2019-08-24

Warum manche Opfer namenlos bleiben sollen

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Wenn Zeitungsberichte zum Schutz der Person anonymisiert werden, dann werden sie in aller Regel nicht ohne Namen sondern mit einem Pseudonym veröffentlicht, weil der Leser sich in eine namentlich genannte Person deutlich besser einfühlen kann und emotional stärker angesprochen wird. Wie man leicht beobachtet, erfolgt die jeweilge Wahl des Pseudonyms keineswegs zufällig und für Journalisten mit mangelndem Sprachgefühl, nach meiner Beobachtung die überwiegende Mehrheit, gibt es offenbar vorbereitete Tabellen, die Namen nach den Assoziationen der meisten Leser sortiert auflisten.

Wie gut das funktioniert, sieht man an der nach einem toten Angolaner, der sich nicht mehr wehren kann, benannten Stasiorganisation und an dem nach einem kleinen Kurden benannten Schlepperschiff, der von seinem das Schleuserboot lenkenden und als einziger eine Rettungsweste tragenden Vater ertrinken gelassen wurde und sich auch nicht mehr wehren kann. Wenn also einmal ganz konsequent und durchgängig ein Verbrechensopfer kein Pseudonym erhält sondern in allen Medien einheitlich völlig anonym und namenlos bleibt, dann ist auch das kein Zufall sondern sein Fall soll heruntergespielt und möglichst schnell vergessen werden.

Genau gegen diese obrigkeitliche Manipulation hat jetzt T. Bodan – natürlich fiktiv und literarisch, wie es für andere historische Ereignisse auch geschieht – den heimtückischen Mord von Frankfurt aus der Sicht des kleinen Leo Stettin nacherzählt, der nur acht Jahre alt werden durfte. Sein Text steht unter meinen Fundstücken.

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